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Das Internet der Dinge

Stand: 20.03.2015, 11:15 Uhr

Immer mehr Geräte sind mit dem Internet vernetzt, ob Kameras, Sensoren, Haushaltsgeräte, Boxen oder sogar Kleidungsstücke. "Internet of Things" wird Wirklichkeit. Welche Möglichkeiten ergeben sich daraus im Alltag – und welche Gefahren drohen? Netzkenner Jörg Schieb erklärt die Entwicklung.

Am Freitag (20.03.2015) geht sie in Hannover zu Ende, die CeBIT, die weltgrößte Messe für Computer und Internet. Ein großes Thema auf der Messe war das "Internet der Dinge" - die zunehmende Vernetzung von Alltagsgegenständen. Unser Netzkenner Jörg Schieb hat am Montag, am ersten Messetag, ja bereits funkende Socken gezeigt, die dem Smartphone mitteilen, wie man beim Laufen auftritt. Nur ein Beispiel für die zunehmende Vernetzung. Unser Netzkenner hat noch mehr Beispiele herausgesucht – und zeigt uns nun die Chancen und Risiken der neuen vernetzten Welt.

Vernetzung beim Sport und im Haushalt

Die schicke Smartwatch: Vernetzt. Der Fitness-Tracker: Vernetzt. Selbst die Socken oder Sportschuhe, die man trägt, gehen immer öfter online, funken Daten ins Netz. Zu Hause dasselbe. Das Thermostat: Natürlich vernetzt. Oder der Rauchmelder. Die Beleuchtung. Die Kamera im Haus, um zu sehen, was in Abwesenheit passiert. Alles vernetzt. "Internet der Dinge" wird das genannt. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Es dient dem Komfort. Wir können unsere sportlichen Aktivitäten überwachen oder auch mit Freunden teilen. Wir können von unterwegs Heizung oder Beleuchtung steuern. Das ist durchaus praktisch und mitunter auch sinnvoll.

Was allerdings auch wahr ist: Es landen immer mehr Daten von uns im Netz. Gewollt oder ungewollt. Wie viele Menschen befinden sich gerade im Raum? Das weiß das Thermostat. Auch, wann wir aufstehen oder ins Bett gehen. Wie oft wir laufen gehen, welche Strecken und wie fit wir eigentlich sind, das wissen wiederum die Fitness Tracker. Wo landen all die Daten? Das ist schwierig bis gar nicht zu kontrollieren.

Spionage im Kinderzimmer?

Auch Spielzeug ist immer öfter vernetzt. Für einigen Wirbel hat in diesen Tagen eine vernetzte Barbie-Puppe gesorgt. Hello Barbie heißt sie. Man kann sie noch nicht kaufen, aber sie soll schon bald auf den Markt kommen. Die Kinder sollen mit Hello Barbie sprechen können. Ein eingebautes Mikrofon in der Puppe zeichnet alle Gespräche im Raum auf und analysiert sie auch. Laut Hersteller Mattel, um eine "einzigartige Beziehung" zwischen Kind und Puppe herzustellen. Eine spionierende Puppe: Da sind selbst Amerikaner empört – und protestieren. Der Verkauf der Barbie-Puppe soll unterbunden werden.

Die Sorge, dass vernetzte Geräte ständig mithören, ist begründet – und nimmt zu. Die Spielekonsole Xbox steht im Verdacht, nicht nur Sprachbefehle entgegen zu nehmen, sondern auch Gespräche zu belauschen. Auch einige Smart-TVs hören womöglich nicht nur dann zu, wenn wir einen Knopf drücken.

Dashcams - Privatsphäre in Gefahr?

Alle Geräte sind vernetzt – und damit auch potenzielle Spione. Immer mehr Kameras sind direkt mit dem Internet verbunden. Bei Webcams ist es klar, dass sie Videobilder ins Internet liefern. Was immer beliebter wird sind sogenannte Dashcams. Das sind Minikameras, die man im Auto anbringt, auf dem Armaturenbrett zum Beispiel. Die nehmen dann alles auf. Ununterbrochen. In den USA nutzt die Polizei so etwas, um Straftaten zu belegen. Aber mittlerweile haben auch immer mehr ganz normale Autofahrer solche Kameras installiert.

Juristisch nicht unproblematisch, da man hier auch Menschen sehen kann, die ganz sicher nicht ihr Einverständnis gegeben haben, gefilmt zu werden. Selbst vor Gericht sind solche Filmaufnahmen nicht ohne weiteres zulässig, etwa nach einem Unfall, davor warnen Juristen.

Virtuelle "Städtetrips"

Doch damit nicht genug: Jetzt sollen die Bilder solcher Dashcams sogar live ins Netz. Ein britisches Startup hat genau das vor: Daily Roads will Livebilder von Dashcams online stellen. Mit genauen Ortsangaben, wo sich das jeweilige Auto gerade aufhält. Das soll Live-Einblicke in Großstädte ermöglichen. Sicher ganz hübsch, um sich in einer fremden Stadt umzuschauen, quasi als Tourist. Oder um zu überprüfen, ob es sich in der Stadt gerade staut. Aber: Man kann alles erkennen.  Die Gesichter. Die Kennzeichen der anderen Autos. Aus Datenschutzsicht ein Albtraum. Man muss eben nicht alles machen, was technisch möglich ist. Das Internet der Dinge bietet eine Menge Möglichkeiten, aber ebenso viele Risiken für Missbrauch.

Jede Menge Aspekte also, über die man diskutieren kann und auch sollte. Auf unserer Homepage aktuellestunde.de habe ich mehr Infos zusammengestellt, auch mit Links zu interessanten Hintergründen.