Airbnb und die Wohnungsnot: Ein Trend macht Probleme

Stand: 09.08.2016, 18:04 Uhr

Airbnb boomt. Auch in NRW-Städten. Doch das Übernachten in Privatwohnungen wird zum Problem. Denn: Immer mehr Mietwohnungen werden zu Ferienunterkünften. Anbieter wie Airbnb verschärfen den ohnehin schon knappen Wohungsmarkt.

Airbnb: Die Abkürzung steht für Airbed and Breakfast, also Luftmatratze und Frühstück. Brian Chesky und Joe Gebbia hatten 2008 die Idee, auf einer Internetplattform weltweit private Unterkünfte zu vermitteln. Ein erfolgreicher Einfall, der unser Urlaubsverhalten ziemlich verändert hat. Mehrere Millionen Übernachtungen werden inzwischen über die verschiedenen Portale wie Airbnb, 9flats, Wimdu gebucht. Sie alle funktionieren nach dem gleichen Prinzip. Köln, Düsseldorf und Dortmund sind die Spitzenreiter in NRW. Aber Airbnb hat sich verändert, ist deutlich kommerzieller geworden. Vermietet werden oft nicht nur Zimmer sondern gleich die ganze Wohnung. Manche Wohnungen haben eigentlich keinen "richtigen" Bewohner mehr, sondern sind zur verkappten Ferienwohnung geworden.

Es geht nicht mehr um ein Zimmer mit Familienanschluss

Airbnb boomt gerade in den Städten, in denen es sowieso zu wenige Wohnungen gibt. Das trifft vor allem Mieter sehr hart. Warum? "Wenn dann mehrere tausend solcher Unterkünfte überwiegend in Innenstadt-Lagen dem ohnehin angespannten Wohnungsmarkt entzogen werden, verstärkt das den Engpass extrem", sagt Stefan Brauckmann, der den Airbnb-Markt für den Immobilienentwickler GBI untersucht hat. Während viele Menschen diese Art des Übernachtens zu schätzen gelernt haben, regt Airbnb Wohnungsexperten mächtig auf.

"Man guckt auch mal in den Kühlschrank rein"

"Die Grundidee von Airbnb finde ich großartig", sagt unser Kollege Michael Dietz. Er nutzt die Art des Übernachtens selbst sehr gerne, weil er so einen sehr engen Kontakt zu den Menschen bekommt, die in der Stadt leben und ihre Wohnung oder ein Zimmer zur Verfügung stellen. "Ich hab das schon in Kopenhagen gemacht und in Barcelona zuletzt." Zudem bekomme man etwas vom Alltag der Menschen mit. Ärgerlich ist für Michael Dietz die Entwicklung, dass Wohnungen ausschließlich für Airbnb genutzt werden. "Das hat mit dem ursprünglichen Gedanken nichts mehr zu tun."

Was bitte ist mit Hygiene, Brandschutz und Steuern?

Programmiert scheint der Konflikt zwischen Airbnb und den etablierten Hotels: Thorsten Hellwig, Sprecher vom Fachverband Dehoga in NRW fragt sich vor allem, inwiefern der Wettbewerb fair sei, denn die Voraussetzungen für gewerbliche Airbnb-Anbieter seien günstiger. "Wenn wir in unseren Betrieben einen bestimmten Anteil für Auflagen vorhalten müssen, sollte das für alle gelten." Ihm geht es also darum, dass die gleichen Auflagen für Hygiene, Brandschutz und Steuern erfüllt werden. "Damit meine ich nicht diejenigen, die gelegentlich ihr Gästezimmer vermieten." Bei gleichen Voraussetzungen solle dann immer das bessere Angebot stechen.

Mieter leiden unter Lärm und versifften Treppenhäusern

Jürgen Becher, Geschäftsführer des Mietervereins Köln, betrachtet die Probleme mit Airbnb von zwei Seiten: Zum einen beklagt er, dass mit dem Angebot dem Markt Mietwohnungen entzogen würden. "Wir brauchen hier in Köln jedes Jahr 3.000 neue Wohnungen, um dem Markt gerecht werden zu können." Zum anderen geht es ihm um die Probleme, die Airbnb den anderen Mietern einbringt. Er hat ein konkretes Beispiel: "Viele Teilnehmer von Junggesellenabschieden in Köln nutzen das Airbnb. Für die anderen Mieter bedeutet das nicht nur jede Menge Krach und Lärm, sondern auch versiffte Treppenhäuser." Und Becher sieht ein weiteres Risiko. Die „normalen“ Mieter hätten keinen Überblick mehr, wer dort eigentlich wohnt. „Fremde, die durchs Haus gehen, könnten genauso gut Einbrecher sein.“ Der Geschäftsführer des Mieterbundes fordert deshalb ein strenges Vorgehen. Das Homesharing müsse unterbunden werden, denn er meint: „Da steckt nur eine Gewinnerwartung hinter.

"Wohnungen sind nicht mehr zu packen"

Kritik an den Homesharing-Portalen übt auch die Stadt Köln. Dort sieht man ebenfalls die Gewinnorientierung als Motiv für die Vermietungen. „Man kann mit dieser Art der Vermietung wesentlich mehr Geld generieren, als mit einem unbefristeten Mietvertrag. Die Preise für das Homesharing sind um das Dreifache höher als der monatliche Mietzins“, hat Josef Ludwig berechnet, der das Amt für Wohnungswesen in Köln leitet. Bereits 2014 ging die Stadt gegen das Homesharing vor und erließ eine Wohnraumschutzsatzung. Sie verhindert seitdem, dass Mietwohnungen in Beherberungsbetriebe , so der Fachbegriff, umgewandelt werden können. Doch das gilt nicht für den Zeitraum davor: „Diese Wohnungen bekomme ich nicht zu packen“, so Ludwig.

Homesharing hilft Familien, ihre Wohnung zu finanzieren

Anbieter wie Wimdu sehen sich selbst nur bedingt für das Problem verantwortlich. Dass es in den Ballungszentren zu wenig Wohnraum gibt, sei ein Versäumnis der Städte: "Eine Bedarfslücke entsteht ja nicht über Nacht", sagt der Sprecher von Wimdu. Der Branchenprimus Airbnb sieht sogar einen positiven Einfluss von Homesharing auf den Wohnungsmarkt: "Tatsächlich ist es sogar so, dass Airbnb Familien dabei unterstützt, sich das Leben in der Stadt überhaupt leisten zu können." Weil sie nur auf diesem Weg das nötige Geld für die Wohnung zusammenbekommen würden, so die Annahme des Portals.

Das haben unsere Zuschauer mit Homesharing erlebt

Über ihre Erfahrungen mit dem Homesharing schreiben auch unsere Zuschauer auf der Facebookseite Aktuelle Stunde. "Leider eine richtig schlechte Erfahrung mit einer Wohnung von Airbnb gemacht", schreibt Cornelia Ski. Und ganz ähnlich sieht das auch Silke Dobberstein. Sie ärgert sich über den umständliche Datenabgleich mit dem Anbieter. "Welcher Hotelier, Pensionsbetreiber oder privat Vermietender macht denn auf anderem Buchungsweg so ein Hickhack?" Schöne Erinnerungen hat Britta Bender an ihren Airbnb-Aufenthalt in New York. Dort hat sie das erlebt, was das Homesharing ausmachen sollte: "Das Leben in dem urigen Stadtteil hat uns gut gefallen und wir konnten sogar an einem Nachbarschaftsfest teilnehmen." Ganz grundsätzlich fragt sich Rupert Mohr, ob das denn überhaupt erlaubt ist.