Ärger um Gülle-Importe

Vielen Bürgern stinkt es

Stand: 22.03.2015, 13:50 Uhr

Was früher verklärt als "frische Landluft" bezeichnet wurde, stinkt inzwischen vielen in NRW ganz gewaltig. Denn die Menge an Gülle, die auf den Feldern ausgebracht wird, ist deutlich gestiegen. Ein großer Teil kommt aus dem Ausland.

Wolfgang Schächer ist einer von denen, den es stinkt. In den vergangenen Wochen musste er kaum vor die Tür in Bonn-Gelsdorf gehen, um den Geruch in die Nase zu bekommen. Das Frühjahr ist traditionell die Jahreszeit, in der die Exkremente aus den Ställen auf die Felder gekarrt und dort verteilt werden. Doch Schächer hat beobachtet, dass es deutlich mehr geworden ist und längst nicht mehr nur aus den Betrieben der Umgebung stammt. "Der Gestank ist nicht das Hauptproblem, sondern dass hier die Mikroorganismen im Boden zerstört werden."

Ein Problem, das man in den Niederlanden bereits erkannt und entsprechend gegengesteuert hat: Dort wurde die Menge Gülle begrenzt, die auf den Feldern ausgebracht werden darf. Doch damit wurde das Problem zugleich auch nach NRW verlagert.

Gülle boomt

1,4 Millionen Tonnen Gülle exportieren die Niederlande Jahr für Jahr, so viel wie 60.000 Kühe produzieren. 80 Prozent des gesamten niederländischen Gülle-Exports landen auf Feldern in Nordrhein-Westfalen. Ein Geschäft, das boomt und einen eigenen Markt hervorgebracht hat. Nährstoffbörsen haben sich auf Gülle spezialisiert und auch die Transportwirtschaft erfreut sich am Gülletransit. Von drei bis fünf Fahrten pro Tag berichten Lkw-Fahrer.

"Teil eines Kreislaufs"

Für die Landwirtschaftskammer Rheinland sind die Gülleimporte ein normaler Vorgang und eigentlich Teil einer Kreislaufwirtschaft: "Getreide aus NRW wird in die Niederlande exportiert, um dort Schweine zu füttern und deren Exkremente kommen als Dünger zurück nach NRW", erklärt Berhard Rüb von der Landwirtschaftskammer Rheinland.

Anders wird die Gülle im NRW-Landwirtschaftsministerium betrachtet. Doch ein Versuch, die Importe zu untersagen, wurde von der EU gestoppt - weil das ein unerlaubter Eingriff in den Handel sei. Im nächsten Anlauf will Umweltminister Johannes Remmel (B90/Grüne) versuchen, die Düngeverordnung zu verschärfen. Schon jetzt seien die Auswirkungen im Boden festzustellen, etwa an höheren Nitratwerten. Norwich Rüße, Sprecher für Natur- und Landwirtschaftspolitik, könnte sich vorstellen, dass die Sperrzeiten für das Ausbringen der Gülle im Winter verändert werden.

Geruchs-Beschwerden online melden

Besorgte und verärgerte Bürger können sich zudem bei der Landwirtschaftskammer melden, wenn sie ein Problem mit dem Ausbringen von Gülle haben. Auf der Homepage werden unter anderem Ansprechpartner genannt.