Eine vierköpfige Familie sitzt im Wohnzimmer auf der Couch und schaut fern

Foto eines toten Flüchtlingsjungen

"Kinder wollen solche Bilder nicht sehen"

Stand: 03.09.2015, 16:39 Uhr

Die Bilder eines toten Flüchtlingsjungen aus Syrien, der in der Türkei an den Strand gespült wurde, sorgen weltweit für Entsetzen. Auch viele Kinder sehen sie in den Medien. Matthias Körnich vom Kinderprogramm im WDR Fernsehen erklärt, wie Eltern damit umgehen sollten.

Am Mittwoch (02.09.2015) wurde die Leiche eines Dreijährigen aus Syrien an einem Strand des türkischen Ferienorts Bodrum gefunden, der auf der Flucht mit seiner Familie über das Mittelmeer ertrunken ist. Seitdem gehen Fotos von dem toten Jungen um die Welt, auf Twitter wird sein Schicksal unter dem Hasthag #kiyiyavuraninsanlik kommentiert. Viele Internetnutzer zeigen sich stark berührt von den Aufnahmen, sprechen ihnen Signalwirkung zu. Wie erleben Kinder solche Bilder? Fragen an Matthias Körnich, Redakteur beim Kinder- und Familienprogramm des WDR Fernsehen.

Haben Bilder wie das des toten syrischen Flüchtlingsjungen in der Türkei eine besondere Wirkung auf Kinder?

Bilder, auf denen andere Kinder zu sehen sind, sprechen Kinder besonders an, weil sie ihnen nahe sind. Die Identifikation mit Familien und mit möglichem Verlust ist groß, deshalb ist das Flüchtlingsthema eins, das Kinder sehr betroffen macht. Untersuchungen zeigen aber, dass Kinder solche Bilder nicht sehen wollen. Denn ein Bild ist ein erschütterndes Dokument, das erstmal nichts erklärt. Kinder wollen aber Erklärungen.

Was können Eltern tun, wenn ihre Kinder mit solchen Bildern konfrontiert sind?

Es ist Aufgabe der Eltern, der Lehrer und der Medien für Kinder, solche Bilder zu erklären und einzuordnen, um sie nicht der Hilflosigkeit zu überlassen. Es gibt kein Thema, das man nicht mit Kindern besprechen kann. Wenn es viele Tote unter den Flüchtlingen gibt, dann muss man das auch sagen. Man sollte aber auch versuchen, den Kindern eine Handlungsoption aufzuzeigen. Zu erklären, dass da viele Menschen sterben, dass es aber auch Möglichkeiten gibt zu helfen. Kinder wollen immer helfen.

Sollten Kinder besser von solchen Bildern ferngehalten werden?

Kinder brauchen eine besondere Form der Berichterstattung. Katastrophenbilder sind überall präsent in den Erwachsenenmedien und Kinder bekommen solche Nachrichten mit. Wir können daher keinen geschützten Raum aufmachen, aber in der "Sendung mit der Maus" und in den Nachrichten im Kinderprogramm "Neuneinhalb" verwenden wir solche Bilder nicht, sondern greifen die Themen auf.

Die Fragen stellte Nina Voigt.