Wilde Tiere in der Stadt

Die Python unter der Motorhaube

Stand: 19.08.2015, 13:23 Uhr

Was macht der Fuchs im Garten und die Königspython unter der Motorhaube? Und warum legt ein Siebenschläfer gerade eine Bahnstrecke lahm? Neun wilde Tiere, die mit uns in der Stadt leben und neue Lebensräume erobern.

#1 Königspython unter der Motorhaube

Fünf Tage lang versteckte sich im Sommer 2014 eine 1,20 Meter lange Würgeschlange im Motor eines Autos. Auch der Schlangenexperte konnte erst mal nicht helfen. Deshalb entschieden die Einsatzkräfte, den Wagen in einem geschlossenen Raum bei der Feuerwehr zu deponieren, bis die Schlange herauskriecht. Das hat dann auch funktioniert. Mit einer Maus gelang es, den Autobesetzer bis in den Auspuff vorzulocken. Passiert ist das in Bochum, wo die Schlange herkam ist unklar.
Vorkommen in NRW: natürlicherweise gar nicht

#2 Siebenschläfer im Stellwerk

Sie sind klein, mausähnlich, nachtaktiv - und bereiten der Bahn gerade Probleme. Bei Hennef haben Siebenschläfer ein Stellwerk der Bahn lahmgelegt. Es gibt Verspätungen, und tausende Pendler sind betroffen. Schuld ist ein Siebenschläfer, der erstens in einem Stellwerk genistet, zweitens dort Kabel durchgenagt und drittens alles vollgeschissen hatte. "Da die Tiere unter Naturschutz stehen und nicht vertrieben werden dürfen, wird die Störung noch etwas länger dauern", sagt die Deutsche Bahn.
Vorkommen in NRW: Schwerpunkt der Population im Bergischen Land

#3 Der Kaimane am Baggersee

Besitzer Jörg Z. hatte mit seinem Reptil einen Ausflug an den Straberger Baggersee bei Dormagen gemacht - und plötzlich war der Kaimane weg. Die Jagd auf den damals 80 Zentimeter langen Kaimanen mit hielt im Sommer 1994 die Nation in Atem. Tagelang war der See wegen des "Ungeheuers" gesperrt. Ein Schleppnetz wurde ausgelegt, Brunftrufe wurden imitiert, blutiges Rinderfilet ausgelegt und mit einem großkalibrigen Gewehr gejagt. Die Aufregung fand erst ein Ende, als Sporttaucher nach sechs Tagen ein ausgehungertes Häufchen Elend aus dem Baggersee fischten. Übrigens mit der bloßen Hand.
Vorkommen in NRW: natürlicherweise nicht

#4 Der Waschbär auf dem Dach

Sie sind neugierig, können ausgesprochen gut klettern und mit ihren geschickten Pfoten zum Beispiel Mülleimer öffnen. Waschbären sind in Deutschland seit den 1940er Jahren auf dem Vormarsch. Die Allesfresser leben gerne am Stadtrand oder im Dorf. Hochhäuser sind nicht so ihre Sache, dafür Ein- oder Zweifamilienhäuser mit schönem Dachstuhl, so das Landesamt für Natur NRW. Waschbären gibt es aber zum Beispiel auch am Stadtrand von Kleve, im Reichswald. Dort sind die Bedingungen ideal. Klare Quellen, kleine Bäche, dichter Wald.
Vorkommen in NRW: hauptsächlich im Osten von NRW; breiten sich nach Westen aus; häufig im Osten und Nord-Osten des Ruhrgebietes

#5 Der Fuchs im Garten

Ein Beet mit Sommerblumen, ein gemähter Rasen - und darauf ein ruhender Fuchs. Auch das ist NRW. Laut Nabu erobern Füchse besonders Parks, Grünanlagen und kommen so auch näher an die Siedlungen. Auf ihrem Speiseplan stehen eigentlich Mäuse und kleine Kaninchen. Aber auch mit Essensresten können Füchse etwas anfangen. Und wenn ein gelber Sack mit Katzenfutterdose an der Straße steht, kann der Fuchs nicht anders. Er muss den Sack aufreißen, die Dose ausschlecken. Auch auf der Düsseldorfer Kö wurden übrigens schon Füchse gesehen, in Essen gibt es etwa 3000 Füchse. Sie passen sich gut an. Das Landesamt für Natur spricht mittlerweile sogar vom Stadtfuchs.
Vorkommen in NRW: überall in NRW

#6 Der Marder im Auto

Es ist vermutlich der Jagdinstinkt, der Steinmarder nachts unter parkende Autos lockt. 250.000 Autos werden so jährlich beschädigt. Der ADAC sagt: Marder beißen am liebsten in Zündkabel, Schläuche, Stromleitungen und Isoliermatten. Außerdem gilt der Nager als sehr neugierig. Besonders mag er Gerüche und lebt gerne auch auf Dachböden oder in Garagen.
Vorkommen in NRW: je nach Gegend, mehr oder weniger häufig

#7 Wildschwein auf der Straße

Sie sehen vielleicht nicht danach aus. Aber manchmal springen sie bis zu einem Meter hoch, um die Zäune zu passieren. In Berlin sind Wildschweine im Garten ein riesiges Problem. Aber auch in NRW rücken sie näher an Haus und Garten ran. Wild war es zum Beispiel vor ein paar Jahren in Wuppertal. Dort wurden etliche Gärten verwüstet. Die Lage hat sich dann aber entspannt, nachdem im Jagdjahr 2011/12 83 Tiere geschossen worden waren. Problem: Es gibt keine natürlichen Feinde. Der Wolf ist noch nicht da, der Bär nicht mehr - und der kommt auch nicht mehr. Unsere Landschaft ist wildschweintauglich, sagt das Landesamt für Natur.
Vorkommen in NRW: am Stadtrand und an der Grenze zu Wäldern; eher nicht am Kölner Ring

#8 Rehe hinterm Hochofen

Das Reh lebt im Wald und auf Lichtungen. Aber nicht nur. In Duisburg machen die Tiere sich auf dem Werksgelände von ThyssenKrupp im Norden der Stadt breit. An die Geräusche der Industrieanlagen haben sie sich längst gewöhnt. Sie futtern und ruhen in Sichtweite - und bei Dämmerung auch hinter den Hochöfen. Das Reh frisst nur Pflanzen, daher ist die Stadt nicht so attraktiv.
Vorkommen in NRW: eher am Stadtrand und in der Dämmerung