Was VW-Fahrer jetzt wissen müssen

456.000 VW aus NRW von Rückruf betroffen

Stand: 27.11.2015, 17:22 Uhr

In NRW sind wegen des Abgas-Skandals 456.000 Autos von der VW-Rückrufaktion betroffen. Neue Luftgitter und Software-Updates sollen bei den manipulierten Diesel-Autos ab Januar eingebaut werden, um den zu hohen Stickoxid-Ausstoß zu senken. Hier gibt's den aktuellen Stand.

Wann geht es mit der Umrüstung der betroffenen VW-Autos los?

Das Kraftfahrt-Bundesamt hat die Umbaupläne für einen großen Teil der manipulierten Dieselautos aus dem VW-Konzern abgesegnet. Rund 8,2 Millionen Wagen mit 1,6- und 2,0-Liter-Motoren können ab Anfang kommenden Jahres in der Werkstatt so eingestellt werden, dass sie die Grenzwerte für gesundheitsschädliche Stickoxide einhalten sollen. Bei den größeren 2,0-Liter-Motoren soll ein etwa halbstündiges Software-Update ausreichen. Davon sind innerhalb der EU rund 5,2 Millionen Autos betroffen. Bei den kleineren 1,6-Liter-Motoren wird laut VW zusätzlich ein sogenannter Strömungstransformator eingebaut. Dieses Teil soll dafür sorgen, dass Luft besser angesaugt und Treibstoff effizienter verbrannt werden kann. So sollen auch Abgaswerte entsprechend den Emissionsnormen verbessert werden. Betroffen sind rund drei Millionen Autos. Die geschätzte Arbeitszeit soll maximal bei einer Stunde liegen. Eine Lösung für die rund 300.000 betroffenen kleinen 1,2-Liter-Motoren soll bis zum Monatsende vorliegen.

Wie viele Autos sind in Nordrhein-Westfalen betroffen?

In Nordrhein-Westfalen sind wegen des Abgas-Skandals fast eine halbe Million Autos von der VW-Rückrufaktion betroffen. "Von den zirka 2,4 Millionen in Deutschland betroffenen Fahrzeugen des VW-Konzerns sind derzeit zirka 456.000 Fahrzeuge in Nordrhein-Westfalen zugelassen", teilte die Bundesregierung in einer Antwort auf eine Grünen-Anfrage mit. Dies berichtete die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" (WAZ). Weltweit wurde bei kleineren Dieselmotoren in bis zu elf Millionen Autos der Marken VW, Audi, Seat und Skoda manipuliert.

Wie hoch sind die Kosten?

Fahrzeuge in einem VW-Werk

Die Manipulation kommt VW teuer zu stehen

Zu den Kosten für den bevorstehenden Rückruf könne man noch nichts sagen, heißt es bei VW. Derzeit würden noch Verhandlungen mit Zulieferern laufen. VW werde "mit jedem Kunden Kontakt aufnehmen" und den betroffenen Autobesitzern während des ab Januar geplanten Rückrufs eine kostenlose "Ersatzmobilität" anbieten. Nach Berechnungen von Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer könnten die Kosten für die Rückrufaktion der 8,2 Millionen Diesel-Fahrzeuge in Europa bei unter 500 Millionen Euro liegen. Dabei seien Kosten für Mobilitätsausgleich- also etwa Ersatzwagen oder ähnliches - bereits berücksichtigt. "Damit bekommt der VW-Konzern deutlich schneller finanziell festeren Boden unter die Füße als erwartet", sagte er.

Werden VW-Kunden mit Gutscheinen entschädigt?

Nein, Einkaufsgutscheine werden deutsche VW-Kunden zunächst nicht bekommen. Die Möglichkeit, getäuschte Kunden über Gutscheine zu entschädigen, gelte "ausschließlich für die USA und Kanada", sagte ein VW-Sprecher. In den USA haben bisher 120.000 VW-Kunden, deren Dieselfahrzeuge von der Affäre um gefälschte Abgaswerte betroffen sind, Gutscheine im Wert von bis zu 1.000 US-Dollar erhalten. Darunter eine Kreditkarte im Wert von 500 Dollar und ein 500-Dollar-Gutschein für Reparaturen in einer VW-Werkstatt sowie drei Jahre gratis Pannenhilfe. VW entwickle individuell für jeden Markt ein "Maßnahmenpaket" für Kunden, um auf den Manipulationsskandal zu reagieren.

In welchem Bereich wurde noch manipuliert?

Anfang November machte VW selbst weitere "Unregelmäßigkeiten" bekannt. Der Ausstoß des klimaschädlichen Kohlendioxids (CO2) zahlreicher Modelle sei höher als angegeben. Später räumte VW ein, die Falschangaben seien entweder über Manipulationen im Messvorgang auf dem Prüfstand selbst oder über manipulierte Testwagen zustande gekommen. Betroffen seien bis zu 800.000 Wagen der Marken VW, Audi, Seat und Skoda.

Mit welchen Konsequenzen muss VW rechnen?

Die Kosten werden in die Milliarden gehen, so viel ist klar. VW hat bereits 6,7 Milliarden Euro für technische Nachbesserungen der manipulierten Dieselautos zurückgelegt. Im dritten Quartal 2015 war das Unternehmen deshalb zum ersten Mal seit mehr als 20 Jahren wieder in die roten Zahlen gerutscht. Die weiteren Risiken durch die falschen CO2-Werte hat man vorerst auf zwei Milliarden Euro veranschlagt. Daneben drohen VW in vielen Ländern Strafzahlungen, vor allem wegen der manipulierten Stickoxidwerte. Der Kohlendioxid-Ausstoß eines Autos ist außerdem entscheidend bei der Berechnung der Kfz-Steuer in Deutschland. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelt deshalb auch wegen Steuerhinterziehung.

Haben die falschen Abgasangaben Konsequenzen für die Kfz-Steuer?

Konsequenzen könnte der erhöhte CO2-Ausstoß für die Berechnung der Kraftfahrzeug-Steuer haben. Der VW-Konzern will mögliche Nachzahlungen bei den Kfz-Steuern für Hunderttausende Fahrzeuge mit frisierten Angaben zum CO2-Ausstoß selber tragen. "Der Volkswagen Konzern wird dafür einstehen, dass etwaige Mehrsteuern ausgeglichen werden", schrieb VW-Konzernchef Matthias Müller an die 28 Finanzminister der Europäischen Union. Vom CO2-Ausstoß hängt bei Pkw mit Erstzulassung ab 1. Juli 2009 auch die Höhe der Kfz-Steuer ab. Müller bittet die Finanzminister, die möglichen Steuernachzahlungen dem Konzern direkt in Rechnung zu stellen, auch wenn das womöglich mit organisatorischem Aufwand verbunden wäre.