Welttag des Schlaganfalls

Wenn jede Sekunde zählt

Stand: 29.10.2013, 12:36 Uhr

Meist kommt er plötzlich und es ist nicht leicht, die Symptome richtig zu deuten. Über 200.000 Menschen erleiden in Deutschland jedes Jahr einen Hirn-Infarkt, schätzt die Deutsche Schlaganfall-Hilfe. Generell gilt für Betroffene: Jede Sekunde zählt.

Die gute Nachricht: In Nordrhein-Westfalen treten Todesfälle nach einem Schlaganfall seltener auf. Er war in den vergangenen drei Jahren die fünfthäufigste Todesursache in NRW. Im vergangenen Jahr starben 8.831 Menschen nach einem Hirnschlag. Das waren 1,4 Prozent weniger als 2011, wie das Statistische Landesamt anlässlich des Welt-Schlaganfall-Tages mitteilte. Insgesamt wurden 4,6 Prozent aller Todesfälle 2012 durch einen Schlaganfall verursacht. Seit zehn Jahren verzeichnen die Statistiker einen Rückgang. 2003 hatte es noch mehr als 11.000 Schlaganfall-Tote gegeben.

Schnelltest bei erstem Verdacht

Sehstörungen, Sprachprobleme, Schwindel, Taubheitsgefühle oder starke plötzliche Kopfschmerzen – all das können Symptome eines Schlaganfalls sein. Außerdem kann ein einfacher Schnelltest mit dem Namen FAST wichtige Hinweise geben. Die Funktion entscheidender Hirnregionen lässt sich mit drei Aufgaben überprüfen:

1. F wie Face: ein einfaches Lächeln

2. A wie Arms: das gleichzeitige Heben beider Arme nach vorne – mit nach oben gedrehten Handflächen

3. S wie Speech: das Nachsprechen eines einfachen Satzes

Kann der Patient keine der Aufgaben mehr meistern, ist wahrscheinlich, dass er einen Schlaganfall erlitten hat. Spätestens dann muss der Notarzt gerufen werden.

4. T wie Time: Jetzt zählt jede Sekunde, sagt Prof. Volker Limmroth. Er ist ärztlicher Direktor im Klinikum Köln-Meerheim, leitet dort die so genannte Stroke Unit – eine zertifizierte Station, in der Schlaganfall-Patienten behandelt werden.

Zwei Sorten von Schlaganfällen

In einer Stroke Unit klären die Experten zunächst ab, was den Hirn-Infarkt ausgelöst hat. Denn es ist wichtig, zwischen zwei Ursachen für Schlaganfälle zu unterschieden. In 80 bis 85 Prozent der Fälle verstopft ein Blutgerinsel die Hirngefäße, die Mediziner sprechen vom Hirn-Infarkt. In diesem Fall muss das Blut des Patienten extrem verdünnt werden, damit das Hirn wieder genügend Sauerstoff bekommt.

In 15 bis 20 Prozent der Fälle ist jedoch eine Hirnblutung Ursache für den Infarkt. Dann ist es wichtig, die Blutung möglichst schnell zu stoppen. "Jeder Schlaganfall, den wir nicht in den ersten sechs Stunden behandelt können, führt zu irreversiblen Schäden", sagt der Neurologe Prof. Limmroth. Diese können von Sprach-, Seh- und Gleichgewichtsstörungen bis hin zu einseitigen Lähmungen reichen. In Deutschland ist ein Schlaganfall die häufigste Ursache für eine Pflegebedürftigkeit.