NRW-Reaktionen auf Anschläge in Ankara

"Für Frieden auf der Straße, durch Bomben getötet"

Stand: 10.10.2015, 16:19 Uhr

Nach dem Anschlag auf eine Friedensdemonstration in Ankara gab es am Samstag auch Reaktionen in NRW. In Bielefeld und Köln demonstrierten etwa 2.000 Kurden - auch gegen die Politik des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan.

Beim schwersten Anschlag in der jüngeren Geschichte der Türkei sind am Samstag (10.10.2015) mindestens 95 Menschen getötet worden. Die Zahl der Opfer könnte noch steigen; unter den knapp 200 Verletzten sind viele Schwerverletzte, heißt es am Abend.

Die Frage der Verantwortung

Wer ist verantwortlich für den für den Doppelanschlag auf die regierungskritische Friedensdemonstration in Ankara? Die konservative AKP-Regierung von Ministerpräsident Ahmet Davutoglu vermutet zwei Selbstmordattentäter hinter der Tat in Ankara. Es gebe starke Hinweise in diese Richtung, sagte er. Verdächtig seien die kurdische Arbeiterpartei PKK, die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) und die linke DHKP-C.

1.8000 Demonstranten in Köln

Viele der Kurden, die am Samstag in Köln zusammen gekommen sind, haben ihre eigene Meinung zu den Hintergründen der Anschläge. 1.800 haben sich laut Polizei versammelt, die Veranstaltung laufe friedlich.

Die Menschen sind schockiert, sie sind betroffen. Und sie sind wütend: Er wolle sich solidarisieren mit den Opfern des Anschlags, sagt ein junger Mann. "Das war ein Schock, aber es war klar, dass so etwas kommen wird." Ein anderer spricht von einem "Massaker". Eine Frau mit blonden Locken sagt: Sie habe geweint, als sie die Bilder gesehen hat. Die Toten seien schlimm. Wieder ein anderer sagt: "Gute Menschen sterben, weil schlechte Menschen an der Macht sind." Der Anschlag auf die Friedensaktivisten sei ein Einschüchterungsversuch.

Anschlag vor den Wahlen

In drei Wochen, am 1. November, sollen in der Türkei erneut Parlamentswahlen stattfinden. Erdoğan wolle durch Gewalt und Druck die absolute Mehrheit bekommen, sagt einer der Demonstranten in Köln. Mit dieser Meinung steht er bei der Demonstration in Köln nicht alleine da.

"Massaker in Ankara! Verantwortlich ist die AKP", steht mit weißen Buchstaben auf einem roten Banner, das Menschen durch die Straßen tragen. AKP, das steht für "Adalet ve Kalkınma Partisi" (Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung), die Regierungspartei und Partei von Recep Tayyip Erdoğan.

Demonstration von Kurden auch in Bielefeld

Zeitgleich am Samstagnachmittag in Bielefeld. Hier ziehen am Nachmittag nach WDR-Informationen etwa 200 Menschen durch die Straßen, um sich dann zu einer Kundgebung zu treffen. Wie in Köln sind auch sie wütend auf Erdoğan. Einige legen sich während des Zuges durch die Stadt mit rot angemalten T-Shirts auf die Straße. Das Rot, so sagen sie, steht für das Blut in Ankara.

"PKK"-Rufe sind zu hören. Viele der Demonstranten sprechen sich für die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans aus, eine Organisation, die auch in der EU auf der Terrorliste steht. Wie in Köln tragen einige von ihnen Fahnen mit dem Bild von Abdullah Öcalan durch die Straßen. Ursprünglich galten die Demonstrationen der Forderung nach Freilassung des PKK-Gründers Abdullah Öcalan.