Ein Stadtteil kämpft um seinen Ruf

Lohberg und die Salafisten

Stand: 28.11.2015, 16:52 Uhr

Abdelhamid Abaaoud, der Drahtzieher der Anschläge von Paris soll Kontakte zu Salafisten aus Dinslaken gehabt haben. Das schreibt der Spiegel. Die "Lohberger Brigade" bestand aus einigen Dschihadisten, die in dem Stadtteil groß geworden sind. Viele Anwohner bedauern, dass Lohberg wieder Schlagzeilen macht.

Wenn man mit Werner Heuking in seinem Lieferwagen durch Lohberg fährt, wird einem schnell deutlich, wie sehr der Apotheker seinen Stadtteil liebt. Seit 1972 lebt und arbeitet er in dem Stadtteil von Dinslaken. "Sehen Sie mal, wie weitläufig die Siedlung hier angelegt ist. Und dann die großen Innenhöfe." Heuking bremst ab, denn vor ihm spielen drei Kinder Fußball auf der Staße. Für einen Außenstehenden erschließt sich die Schönheit der alten Zechensiedlung nicht unmittelbar. Viele Fassaden sind in einem schmuddeligen Graubraun gefärbt.

Mangelnde Perspektiven

Seit 2005 ist die Zeche geschlossen. Die Arbeitslosigkeit im Stadtteil ist nach wie vor sehr hoch. Rund die Hälfte der mehr als 7.000 Menschen dort haben ausländische Wurzeln. Und für junge Menschen mit Migrationshintergrund sind die Chancen alles andere als gut, sagt der SPD-Kommunalpolitiker Ali Kaya. Und auch Apotheker Heuking ist klar: "In dieser Situation haben einige junge Männer nach einer Perspektive gesucht und sie bei diesen Rattenfängern gefunden." Er meint damit die salafistischen Prediger. Doch wer im Straßenbild sucht, findet auf den ersten Blick keinen Hinweis auf die Aktivitäten der Salafisten. Und Heuking will zudem für ein ganz anderes Bild seines Stadtteils sorgen.

Eine buntes Bild abgeben

Die Apotheke von Heuking ist nur wenige Meter vom alten Zecheneingang entfernt - auf der anderen Straßenseite. Der alte Zechenturm ist der Blickfang vor dem Ladenlokal. Drinnen, über den Regalen mit Arzneimitteln hängen Bilder mit Motiven aus Lohberg: Die Siedlung, der Markt und wieder der Förderturm. Im Geschäft nebenan, das auch dem Apotheker gehört, hat er vor ein paar Jahren eine kleine Galerie eingerichtet. "Gerade gestern haben wir eine neue Ausstellung eröffnet." Farbenfrohe Bilder hängen an den Wänden und bilden einen Kontrast zu den vorherrschenden Farbtönen in Lohberg. Und Heuking hofft, dass er so das Bild der Menschen verändern kann, die Lohberg nicht nur mit den Aktivitäten einiger Salafisten in Verbindung bringen sollen. "Wer hier in die Galerie kommt, wird sehen, wie schön das hier sein kann."

Neuer Stadtteil soll die Wende bringen

Damit es mit dem Stadtteil auch im Großen wieder aufwärts geht, entsteht unter anderem mit Fördergeldern der EU auf dem alten Zechengelände ein neuer Stadtteil. Ein kleiner Park mit Teich und Spielplätzen ist bereits fertig. Bagger bereiten gerade das Baufeld für eine neue Wohnsiedlung vor. Und am anderen Ende der Zeche sollen kleine Gewerbebetriebe angesiedelt werden. Auch Künstler haben in den alten Werkshallen eine Bleibe gefunden. Zumindest optisch ändert sich das Areal gegenüber der Apotheke von Werner Heuking. Ob das Quartier auch eine schöne, neue Heimat für die Menschen in Lohberg wird, hängt aber von anderen Faktoren ab. Etwa, ob es gelingt, den jungen Menschen eine Berufsperspektive zu geben. Das ist auch Heuking und den anderen Gleichgesinnten klar. "Das sind Dinge, die an anderer Stelle entschieden werden."