Lehrer im Warnstreik

Wann fällt wo der Unterricht aus?

Stand: 02.03.2015, 12:00 Uhr

Die angestellten Lehrer streiken am Dienstag (03.03.2015) im Regierungsbezirk Düsseldorf. Am Tag darauf gibt es Warnstreiks in den Regierungsbezirken Detmold und Köln sowie am Donnerstag in Arnsberg und Münster. Die verbeamteten Kollegen dürfen die Unterrichtsausfälle nicht ausgleichen.

Von den knapp 177.000 Lehrern in Nordrhein-Westfalen sind laut Schulministerium knapp 33.000 und nach Angaben der Gewerkschaft GEW 40.000 angestellt. Sie verdienen erheblich weniger als ihre verbeamteten Kollegen und bekommen auch weniger Rente. Der netto Gehaltsunterschied beträgt laut Gewerkschaft zwischen 100 und 590 Euro im Monat. Ein Grund für die Ungleichheit: Angestellte Lehrer zahlen Beiträge in Renten-, Arbeitslosen- und Krankenversicherung, und diese sind in den vergangenen Jahrzehnten stetig und deutlich gestiegen. Das wurde aber beim Bruttogehalt laut Gewerkschaft nicht ausreichend kompensiert. Die Pädagogen mit Beamtenstatus zahlen nur in eine private Krankenversicherung. Bei der Altersvorsorge sieht es ebenfalls ungleich aus: Ein angestellter Pädagoge erhält laut GEW im Durchschnitt 42 Prozent seines Gehalts als Rente, der Beamte bekommt als Pension rund 70 Prozent seiner vorherigen Bezüge.

Neben mehr Geld fordern die Gewerkschaften unter anderem, dass die Länder nicht mehr so viele Beschäftigte nur befristetet anstellen. "Jede fünfte Lehrkraft in Nordrhein-Westfalen ist nicht verbeamtet, und wir hoffen, dass sich möglichst viele zum Warnstreik entschließen", sagt Dorothea Schäfer, NRW-Vorsitzende der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW). Am Dienstag (03.03.2015) starten die Schulen im Regierungsbezirk Düsseldorf mit den Schwerpunkten Düsseldorf, Duisburg, Wuppertal und Essen. Am Mittwoch wird schwerpunktmäßig in Bielefeld, Herford, Minden, Aachen, Bonn und Köln gestreikt, am Donnerstag wird in Münster, Gelsenkirchen, Bochum, Dortmund, Unna, Dorsten und Siegen möglicherweise der Unterricht ausfallen.

Konferenzen werden verschoben, Unterricht fällt aus

Laut WDR-Recherche haben sich einige angestellte Lehrer offenbar noch nicht zum Streik entschlossen oder haben ihre Pläne noch nicht der Schulleitung mitgeteilt. So zum Beispiel an der Joseph-Beuys Schule in Düsseldorf, bei der sich noch keine Kollegen streikbedingt für den Dienstag abgemeldet haben. An der Gesamtschule Bockmühle in Essen werde jedenfalls darauf geachtet, dass nur Randstunden ausfallen, lässt Stefan Beyer als stellvertretender Schulleiter wissen: "Bei uns werden etwa 20 Kollegen streiken. Wir haben deswegen Konferenzen verschoben, und Unterricht wird wohl auch ausfallen."

Die Gesamtschule Essen-Süd hat bereits per Aushang im Lehrerzimmer abgefragt, welche Kollegen streiken werden, um so den Unterricht anders organisieren zu können. An diesen beiden und auch an anderen Schulen in NRW wird außerdem darauf geachtet, dass verbeamtete Lehrer nur ihre Stunden unterrichten, nicht aber die der anderen Kollegen übernehmen. Der NRW-Geschäftsführer der GEW, Michael Schulte, weist darauf hin, dass dies ohnehin nicht erlaubt wäre: "Nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts dürfen Beamte bei Warnstreiks nicht für Mehrarbeit herangezogen werden. Es wird also Unterrichtsausfall geben."

Angestellte Lehrer verdienen deutlich weniger als Beamte

Die Lehrer-Gewerkschaft GEW reagierte mit dem Streikaufruf auf das ergebnislose Ende der zweiten Tarifrunde am Freitag (27.02.2015) in Potsdam. Die Länder-Arbeitgeber hatten kein Arbeitgeberangebot vorgelegt und die Tarifforderung der Gewerkschaften als überzogen zurückgewiesen. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi sowie die gemeinsam verhandelnden Gewerkschaften des Beamtenbunds verlangen 5,5 Prozent, monatlich jedoch mindestens 175 Euro mehr Gehalt. Die Tarifverhandlungen werden Mitte März fortgesetzt. In Berlin rief die Gewerkschaft angestellte Lehrer unter anderem von Grundschulen und berufsbildenden Schulen für Dienstag zu einem ganztägigen Warnstreik auf. Auch in Bremen wurde zu Warnstreiks an Schulen aufgerufen, in Sachsen-Anhalt sind nach Gewerkschaftsangaben dezentrale stundenweise Warnstreiks geplant.

Immer weniger Physik- und Chemie-Lehrer in NRW

Parallel zum Streik weist die Deutsche-Telekom-Stiftung noch einmal auf eine möglicherweise fatale Entwicklung der Lehrkräfte für den mathematisch-naturwissenschaftlich-technischen Unterricht in Nordrhein-Westfalen hin. Laut einer von Bildungsforscher Professor Klaus Klemm durchgeführten Studie halbiere sich bis zum Schuljahr 2025/26 die Zahl der derzeit an allgemein bildenden Schulen tätigen, so genannten MINT-Lehrkräfte auf knapp 25.000. Vor allem in den Fächern Technik, Physik und Chemie drohe ein akuter Lehrermangel und Unterrichtsausfall. "Die NRW-Ergebnisse sind auch übertragbar auf andere Bundesländer", heißt es.