Internationaler Anti-Korruptionstag

So läuft das mit der Korruption

Stand: 09.12.2015, 12:00 Uhr

  • Heute (09.12.1015) ist "Internationaler Anti-Korruptionstag"
  • Bestechung ist kein Kavaliersdelikt
  • Schon das vermeintlich harmlose Geschenk kann Korruption sein

Was ist überhaupt Korruption?

Die Kinder-Nachrichtensendung logo! erklärt es so plastisch wie zutreffend: Korruption bedeutet, "dass eine Person eine andere zum Beispiel mit Geld oder anderen Geschenken besticht und sich so unerlaubt einen Vorteil verschafft". Der Begriff selbst stammt aus der lateinischen Sprache und heißt soviel wie "Bestechlichkeit". Die unabhängige Organisation Transparency International arbeitet mit dieser Definition: "Korruption ist der Missbrauch anvertrauter Macht zum privaten Nutzen oder Vorteil."

Warum ist Korruption so schwer zu bekämpfen?

Einfach gesagt, weil beide Seiten etwas davon haben. Man spricht bei Korruption oft von einem unsichtbaren Phänomen, denn es gibt nur den Bestecher und den Bestochenen. An einer Aufdeckung haben beide kein Interesse, die Dunkelziffer dürfte entsprechend gigantisch sein. Experten vom Landeskriminalamt schätzen, dass nur fünf Prozent der Fälle überhaupt entdeckt und aufgedeckt werden. "Deshalb ist der Schlüsselbegriff der Korruptionsbekämpfung Transparenz", heißt es bei Transparency International. Die Organisation mit Sitz in Berlin hat sich genau zu diesem Zweck gegründet.

Welchen Schaden bringen Bestechung und Schmiergelder mit sich?

Korruption führe dazu, "dass gewissermaßen das Rechtsbewusstsein verrottet, wenn das nicht schon vorher der Fall war", sagt Korruptionsexperte Wolfgang Hetzer im Interview mit Deutschlandradio Kultur. "Man glaubt, man habe Anspruch auf einen Vorteil und ist bereit, sich von unsachlichen, egoistischen Motiven leiten zu lassen", sagt der Ex-Abteilungsleiter im Europäischen Amt für Betrugsbekämpfung. Der Wettbewerb werde verzerrt, und es entstehe ein Klima der Unterstellungen und der gegenseitigen Vorteilsnahme ohne Rücksicht auf die Folgen.

Gibt es Korruption nur in Politik und Wirtschaft?

Nein, Bestechung kann auch im Alltag stattfinden: 20 Euro für die Müllabfuhr, damit die mehr mitnimmt, als in die Tonne passt; oder zehn Euro in die Kaffeekasse der Arzthelferinnen, um die Schlange im Wartezimmer zu verkürzen. Viele machen sich darüber keine Gedanken, wenn sie dem Auto-Mechaniker mal eben 20 Euro geben, damit das Auto schneller fertig wird oder wenn die Lehrerin ein besonders schönes Geschenk bekommt, damit der Sohn vielleicht doch noch versetzt wird. Das sind alles schon im weitesten Sinne korrupte Handlungen, weil durch dieses Tauschgeschäft beide Seiten einen Vorteil erlangen.

Woran erkennt man Korruptionsversuche, wenn sie einem begegnen?

Dem eigentlichen Akt geht einiges voraus. So gibt es Absprachen, die im Geheimen stattfinden. "Es ist eine gewisse Bereitschaft, etwas zu nehmen und zu geben, das das Recht eben nicht vorsieht", sagt Korruptionsexperte Wolfgang Hetzer. "Man hat Kontakte, man verständigt sich, man versteht sich, man hat gleiche Interessen, und daraus ergibt sich ein riesiges Vorfeld." Anna-Maija Mertens von Transparency International rät, sich im Verdachtsfall folgende Fragen zu stellen: "Versucht da jemand, mich zu beeinflussen? Werde ich da jetzt beeinflusst?"

Welche Grenzen muss man beachten, um sich nicht schuldig zu machen?

Viele Unternehmen haben eigene, so genannte Compliance-Regeln, um zumindest in gewissem Maße Geschenke oder Einladungen zum Essen möglich zu machen. "Aber am Ende steht jeder alleine mit der Bewertung und sollte seinen Verstand einschalten", sagt Anna-Maija Mertens. Denn auf der einen Seite kann die Annahme von fünf Euro schon als Bestechung gelten, auf der anderen Seite nicht einmal ein größeres Abendessen. "Es geht nur um den strukturellen Versuch der Beeinflussung, da lassen sich keine Eurobeträge definieren."

Welches sind die bekanntesten Korruptionsfälle?

In der deutschen Geschichte sticht die Flick-Affäre heraus, in der sich Unternehmer Friedrich Karl Flick über angebliche Parteispenden in Millionenhöhe zur "Pflege der politischen Landschaft" Vorteile verschaffen wollte. Der deutsche Fußball wurde bereits vor rund zehn Jahren erschüttert vom Skandal um Schiedsrichter Robert Hoyzer, der gegen Sach- und Geldleistungen Spiele manipulierte, um Wetten lukrativ platzieren zu können. Aktuell beschäftigt die internationalen Ermittler der Fifa-Skandal, wonach Stimmen für die Abstimmung um die Vergabe von Weltmeisterschaften gekauft worden sein sollen.