Streit um Glyphosat

Forscher fordern Verbot von Unkrautgift

Stand: 30.11.2015, 14:50 Uhr

Ist es krebserregend, oder nicht?! Der Streit um das Unkrautvernichtungsmittel hält an. Jetzt haben 96 internationale Wissenschaftler in einem offenen Brief den europäischen Behörden gravierende Mängel vorgeworfen. Diese hatten das Mittel als unbedenklich eingestuft.

Die EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) hatte das auch in Deutschland viel verwendete Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat kürzlich als "wahrscheinlich nicht krebserregend" eingestuft. Diese Entscheidung kritisieren nun die 96 Wissenschaftler in ihrem offenen Brief an EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis. Auch gegen das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) erhoben die Wissenschaftler schwere Vorwürfe. In dem Schreiben fordern die Wissenschaftler die EU-Kommission auf, bei ihren Entscheidungen "die fehlerhafte Bewertung der Efsa nicht zu beachten".

Unterschiedliche Risikobewertungen

Die Analyse des BfR sowie die darauf aufbauende Bewertung der Efsa enthalte schwerwiegende Mängel, schreiben die Forscher in dem Brief. Sie sei in Teilen "wissenschaftlich inakzeptabel" und ihre Sprache "irreführend". Außerdem seien die Ergebnisse durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt und nicht auf offene und transparente Weise erzielt worden. Hingegen hatte die zur Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehörende Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) den Wirkstoff im Frühjahr als "wahrscheinlich krebserregend für Menschen" bewertet. Diese Analyse sei "mit Abstand die glaubwürdigere", unabhängig und transparent, heißt es in dem Brief. Der Streit über die Risiken von Glyphosat war im vergangenen März entbrannt. Seit den unterschiedlichen Bewertungen der Substanz versuchen Forscher und Politiker zu klären, wer recht hat.

Verlängerung der Genehmigung noch nicht sicher

Die Zulassung des Unkrautvernichtungsmittels in der Europäischen Union läuft nächsten Sommer aus, für die Hersteller geht es um Milliardenumsätze. Für eine neue Genehmigung müssen die Risiken des Unkrautvernichters neu bewertet werden. Ob das Mittel weiter eingesetzt werden kann, entscheidet die EU-Kommission, die sich dabei auf das Urteil der Efsa und des BfR stützt.

Glyphosat ist weltweit der meistverwendete Unkrautvernichter auf unseren Äckern, aber auch in unseren Gärten. Sechs Millionen Kilogramm wurden alleine 2012 in Deutschland auf die Böden gebracht.