Hilferuf an die Bezirksregierung

Weiter Unruhe in Flüchtlingsheimen

Stand: 21.11.2014, 13:52 Uhr

Mitarbeiter der Neusser Unterkunft für Asylbewerber wollen Gewalt und Randale nicht mehr hinnehmen. Sie schreiben der zuständigen Aufsichtsbehörde. Von dort heißt es nun, es werde strengere Kontrollen geben. Aber offenbar fehlt weiter psychologische Betreuung.

Was ist los in der Landeseinrichtung für Flüchtlinge in Neuss? Das Personal dort schlägt Alarm. Per Mail bittet eine Mitarbeiterin der landesweit zuständigen Bezirksregierung Arnsberg ihre Vorgesetzten um Hilfe. Laut Rheinischer Post heißt es darin: "Unsere Gäste in Nordafrika laufen völlig aus dem Ruder. Sie bringen nach Belieben Alkohol und Drogen ins Haus und randalieren fast jede Nacht." Andere Bewohner würden dadurch erheblich verängstigt und traumatisiert.

Bezirksregierung: Probleme gibt es nicht nur in Neuss

Die Bezirksregierung Arnsberg wollte die Mail nicht an den WDR weiterleiten, bestätigt aber ihre Existenz und den Tenor. Die beschriebenen Probleme gebe es nicht nur in Neuss, sondern auch in anderen Flüchtlingseinrichtungen. Die Rede ist von Alkohol- und Drogenmissbrauch, Bedrohungen, Beleidigungen und Schlägereien.

Mehr Sicherheit durch Kontrollen

Die Flüchtlinge vom Berliner Oranienplatz ziehen am 24.11.2013 in ihr neues Winterquartier in der Residenzstraße in Berlin

Mehr Aufsicht

Bereits Anfang dieser Woche habe es Gespräche über die konkrete Lage in Neuss gegeben. Das Ergebnis: Es soll künftig besondere Kontrollen geben. Gerade in heiklen Situationen wie der Medikamentenausgabe müsste künftig Sicherheitspersonal dabei sein, um eine Eskalation der Konflikte zu verhindern. Auch stärkere Polizeipräsenz rund um die Einrichtung sei möglich.

Piraten: psychologische Hilfe statt stärkerem Druck

Tunesische Flüchtlinge auf Lampedusa (12.02.2011); Rechte: AFP

Traumatisiert nach der Flucht?

Doch die Piraten im Düsseldorfer Landtag warnen davor, Ursache und Wirkung zu verwechseln. Viele Flüchtlinge seien aufgrund ihrer Geschichte schwer traumatisiert. Sie bräuchten psychologische Hilfe. Doch genau die werde ihnen in den Einrichtungen kaum gewährt, sagt der Piraten-Abgeordnete Frank Hermann: "Es ist fatal, eine Gruppe von Menschen pauschal zu kriminalisieren." Zudem sieht er in Neuss das Problem der Überbelegung: 400 Bewohner in einem früheren Krankenhaus, das ursprünglich für 150 Plätze ausgelegt war - und viel zu wenig ausgebildete Betreuer.

Fachpersonal ist vorgeschrieben

Nach den Leistungsanforderungen, die die Bezirksregierung an den Betreiber stellt, müsste ein Viertel des Personals Psychologen und Sozialpädagogen sein, tatsächlich hat der WDR aber bei zwei Besuchen in Flüchtlingsheimen nicht eine einzige qualifizierte Fachkraft angetroffen.