Flüchtlinge in NRW

Reportage aus der Erstaufnahmestelle

Stand: 26.02.2015, 16:46 Uhr

Hierhin führen ihre erste Schritte auf deutschem Boden. Der Flur ist voll mit Menschen, die ihre Anträge stellen, Hilfe erwarten, Hoffnung haben. Die meisten Hoffnungen werden nicht erfüllt...

Familie Plasa sucht ein neues Leben in Deutschland, weil sie in ihrer Heimat Albanien für sich und ihre Söhne keine Zukunft sehen. Weil Verzweiflung, Angst und Armut so groß sind, haben sie das wenige, was sie haben in zwei Koffer gepackt und sind vor ein paar Stunden in Deutschland gelandet. Jetzt sind sie in der Erstaufnahmestelle in Dortmund.

Als Roma fühlen sich die Plasas in Albanien diskriminiert, aber ihre Chance auf Asyl in Deutschland tendiert gegen Null. Armut und Perspektivenlosigkeit sind nachvollziehbare Gründe für eine Flucht, aber rechtlich keine Gründe für Asyl.

Neben Famile Plasa lassen sich rund 300 Menschen an diesem Tag bei der zentralen Ausländebehöre in Dortmund registriern: viele Kosovaren und Menschen aus Albanien. Sie wissen, dass ihnen die Abschiebung droht.

Bei Flüchtlingen aus dem Kosovo wird deren Begehren in mindestens 99 Prozent der Fälle als offensichtlich unbegründet abgelehnt. Aber jeder Betroffene hat dann mindestens eine Woche Zeit, gegen den Bescheid Rechtsmittel einzulegen. Die anschließenden Verwaltungsverfahren ziehen sich häufig über Wochen und Monate hin, denn die Richter, die diese Klagen entscheiden, sind schon jetzt zumeist völlig überlastet.

Für die Plasas sind die ersten Formalitäten in Dortmund nach vier Stunden erledigt. Jetzt muss die Familie warten, bis sie beim Bundesamt für Migration vorsprechen darf. Dort fällt dann die Entscheidung, ob sie bleibe dürfen oder wieder gehen müssen. Bis dahin werden sie in Detmold untergebracht - eine Stadt, von der sie noch nie gehört haben. Zu Ende wird ihre Reise dort nicht sein. Kann gut sein, dass sie irgendwann wieder dort landen, wo die Flucht begann: In Albanien.