Netzschau: Attacken gegen Marcel Reif

Fußballkommentator unter Beschuss

Stand: 05.03.2015, 16:45 Uhr

Nach zwei Angriffen im Stadion weht dem Schweizer Fernsehjournalisten Marcel Reif auch im Internet rauer Wind entgegen. Die Netzgemeinde diskutiert unter #MarcelReif sehr kontrovers darüber, wie weit Kritiker des Fußballkommentators gehen dürfen. Ein Überblick.

Zwei Angriffe innerhalb weniger Tage

Marcel Reif war innerhalb weniger Tage gleich zweimal im Vorfeld seiner Sport-Reportagen von Fans attackiert worden. In Dortmund griffen Schalke-Anhänger am 28. Februar das Auto an, in dem Reif vor dem Stadion vorfuhr. In Dresden wurde der Kommentator am 3. März im Stadion vor dem Spiel aus dem BVB-Block heraus beschimpft, bespuckt und mit Bier bespritzt. "Das, was einem da an Hass entgegenschlägt, halte ich für grenzwertig und darüber hinaus", sagte der 65-Jährige im "Sportschau Club". Marcel Reif gilt als intellektueller Kommentator unter Kollegen, meinungsfreudig, mitunter sarkastisch und im Ton rau. Schon vor den aktuellen Attacken polarisierte hat er die Fußball-Gemeinde.

Verbale Entgleisungen

Nicht nur Fans, auch BVB-Trainer Jürgen Klopp hatte im Zusammenhang mit dem Batman-Torjubel seiner Spieler über Marcel Reif gelästert: "Der einzige, der das wirklich gar nicht witzig fand, war Marcel Reif, aber der findet in seinem Leben sowieso nichts mehr witzig." Nachdem sich BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke bereits deutlich vom Bierbecherwurf der Dortmund-Fans distanzierte, entschuldigte sich am Donnerstag auch Klopp: "Wer mich kennt, der weiß, dass ich nicht zu Gewalt aufrufe. Wenn das jemand in den falschen Hals bekommen hat und sich deshalb dazu berufen fühlte, Marcel Reif zu attackieren, dann tut mir das leid."

#Reif und #MarcelReif

Auch wenn Watzke und Klopp sich entschuldigt haben: im Internet halten die Angriffe gegen den Reporter weiter an. Vor allem bei Twitter geht es unter den Hashtags #MarcelReif und #Reif hoch her. Verbale Entgleisungen unterhalb der Gürtellinie, die von uns hier nicht verlinkt werden, sind keine Seltenheit. Zu den moderateren Kritikern zählt beispielsweise Lu Silva: "#MarcelReif Schon mal das eigene Verhalten reflektiert? Wer austeilt, muss auch einstecken können?"

Eigene "Anti-Reif-Gruppe" bei Facebook

Bei Facebook geht das Reif-Bashing sogar noch weiter. Dort gibt es für den Reporter, der selbst gar keinen eigenen Facebook-Account hat, eine Art "Anti-Fan-Gruppe". Insgesamt 56.110 Menschen (Stand: 05.03.2015, 13.35 Uhr) haben die Gruppe "Marcel Reif - Kommentarverbot" mit "gefällt mir" markiert. Die Initiatoren schreiben in ihrer Gruppenkurzinfo: "Wir können sein selbstverliebtes Reden nicht mehr hören!!! Nichts gegen Reif persönlich, nur als Kommentartor. (Keine Beleidigungen!)" Allerdings halten sich nicht alle an die Vorgabe, wie ein Blick über die Kommentare zeigt.

Moderate Töne

Aber nicht nur Reif-Kritiker tummeln sich im Netz. Es gibt auch Twitter-Beiträge von Menschen, die Reifs Reportagen mögen, oder zumindest einen differenzierteren Blick auf seine Arbeit haben. So zum Beispiel vox_liberatis: "Man kann Marcel #Reif mögen oder nicht mögen. Ihn anzugreifen ist unterstes Niveau. Alle Bosheit kommt von der Schwachheit. #marcelreif". Mister Physio kann den Hass auf den Sportreporter auch nicht verstehen. "Was hat der #MarcelReif eigentlich verbrochen, dass einige so wütend auf ihn sind?" Das Katapult geht sogar noch weiter: "#MarcelReif ist doch einer der coolsten Sportreporter. Mindestens seit dem Tor von Madrid. [...]"

Dennoch: Die Kritiker scheinen in der Mehrzahl zu sein. Die "Marcel Reif - Kommentarverbot"-Gruppe hat mittlerweile 56.137 Mitglieder (Stand: 05.03.2015, 14.00 Uhr). In nicht einmal einer halben Stunde haben sich 27 neue Anti-Fans dazugesellt.