Mit Digit ins Kloster

"Heilig werden, nicht heilig sein"

Stand: 22.02.2015, 14:14 Uhr

Die Fastenzeit bietet sich an für Besinnung und Rückschau - auch bei den Schwestern des Aachener Elisabeth-Ordens. Wie passend, dass ein Film aus dem Jahr 1963 überlebt hat. Einige der Schwestern erinnern sich an ihre Ausbildung vor über 50 Jahren.

Anfang der 1960er Jahre im Aachener Kloster des Elisabeth-Ordens: Die älteren Schwestern kümmern sich nicht nur um die Ausbildung der Novizinnen. Sie sind auch als Kamerafrauen im Einsatz und halten so den Klosteralltag im bewegten Bild fest. Glück für uns, denn so können wir uns diese Aufnahmen aus dem Digit-Archiv anschauen: Die Novizinnen erlernen den Beruf der Krankenschwester. Sie sind Anfang 20 und gerade erst in den Orden der Elisabethinnen aufgenommen worden.

Ständig brav sein?

Heute sind sie Mitte 70 und freuen sich, dass die alten Aufnahmen gerettet wurden. "Diese Zeit damals war sehr schön - ich würde das glatt noch mal machen", sagt zum Beispiel Schwester Gregoria. Die anderen erinnern sich noch gut an den Unterricht von Schwester Eugenie. Sie achtete sehr auf das gute Benehmen ihrer Schülerinnen - mal mit, mal ohne Erfolg. Schwester Eugenie sieht das heute gelassen. Die 88-Jährige wusste seit jeher, dass ihre Schülerinnen nicht immer brav waren: "Das wäre doch uninteressant, wenn wir das sofort wären. Wir müssen heilig werden, nicht sein." Noch heute kichert Schwester Clementia: "Wir haben uns bemüht, aber es hat nicht immer so geklappt."

Die Arbeit wird nicht weniger

Gehorsam, Armut, Ehelosigkeit. das sind die Grundsätze, zu denen sich sie Schwestern hier seit fast 400 Jahren bekennen. An der körperlichen Arbeit der Ordensfrauen hat sich im Laufe der Jahrzehnte nur wenig geändert. Inzwischen gehört zum Kloster auch eine Labradorzucht. Die Hunde helfen bei der Seelsorge in Altenheimen. Nur eine von vielen Aufgaben, für die die Schwestern dringend Nachwuchs brauchen. sagt Schwester Johanna: "Die alternativen Angebote für junge Frauen waren früher geringer als heute. Da stehen wir heute in einer Konkurrenz, die es früher nicht gab."

Kloster statt Uni

Katrin Kehl hat diesen Weg noch vor sich. Die Abiturientin aus Duisburg ist seit acht Monaten im Kloster und noch in der Probezeit. Ihre Freundinnen studieren mittlerweile, und nicht alle verstehen ihre Entscheidung: "Man muss erkennen, welchen Reichtum diese Dinge mit sich bringen. Wir verzichten auf bestimmte Dinge, bekommen aber vieles zurück." Viermal am Tag beten die Ordensfrauen in ihrer Kapelle, auch Katrin Kehl nimmt daran teil. Im Mai wird sie ihre Ordenstracht erhalten - und einen neuen Namen.