Gläubige vor dem Hindu-Tempel in Hamm

Tausende Gläubige eröffneten ihren Tempel

Hindufreuden in Hamm

Stand: 07.07.2002, 11:52 Uhr

In Hamm ist der größte Hindu-Tempel in Kontinentaleuropa eingeweiht worden. Zu der feierlichen Zeremonie kamen viele tausend Gläubige. Der Tempel gehöre nicht nur den Hindus, sondern stehe allen Menschen offen, betonte Hindu-Priester Paskaran.

"Ich bin regelrecht berauscht", sagt Heinz-Rainer Eichhorst und strahlt. Sein Zustand hat aber weniger mit den vielen Räucherstäbchen zu tun. Es ist einfach das Glück, zwischen hunderten von Menschen zu sitzen, die fröhlich feiernd, tanzend und betend durch "sein" Haus ziehen: Eichhorst ist der Architekt des größten Hindutempels Europas, der am Sonntag (07.07.02) in Hamm eröffnet wurde.

"Einzigartig in Europa"

Eichhorst selbst sieht seinen Anteil an der Arbeit bescheiden: Er habe sich vor allem um die Finanzierung und die Einhaltung des deutschen Baurechts gekümmert, erklärt er. Nachdem nach vier Monaten die "Hülle" des Tempels fertig war, sei er nur noch beratend tätig gewesen. "Ich bin aber sehr stolz und glücklich, an einem solchen Projekt beteiligt gewesen zu sein", sagt er und lobt vor allem die Arbeit der zehn Tempelbauer, die extra aus Indien angereist waren. Zwei Jahre lang haben sie an den fast 200 Figuren und Gottheiten und den Verzierungen des Tempels gesessen, die den Tempel für Eichhorst "einzigartig in Europa, ja sogar der Welt" machen: "Und ich habe viele Tempel gesehen!"

Die "heilige" Kuh Lisa und andere Rituale

Leuchtend bunt erstrahlt das Innere des Tempels an diesem Sonntag, dem Tag, der von der Sternenkonstellation perfekt war für die Einweihung. Wäre der Bau nicht fertig geworden, hätte es nach dem Glauben der Hindus erst im Jahr 2005 wieder so eine Möglichkeit für die Tempelweihe gegeben. Zusammen mit elf Gurus, die aus ganz Europa und Amerika angereist sind, unterzieht der Priester der nordrhein-westfälischen Hindugemeinde, Siva Paskaran, die Türme des Hauses zuerst einer rituellen Reinigung, dann prozessieren die in bunte Tücher gehüllten Priester mit lauten Paukenschlägen und Gesängen mehrmals um das Gebäude, bevor sie inmitten von Räucherstäbchen, Blumen und Opferschalen das Haus der Göttin Sri Kamadchi AmpaI "übergeben". Rituale, die von den angereisten Hindus wie den deutschen Gästen gleichermaßen begeistert verfolgt werden.

Und selbst die "heilige" Kuh Lisa hat an diesem Tag ihr Soll erfüllt: Voller Sorge um den geweihten Tempelboden hatte ihr Besitzer Klaus Exsternbrink gebeten, jemand möge doch mit einem Eimer hinter dem Tier hergehen, während diese - wie es das Ritual erfordert - durch den Tempel geführt werde. Doch Siva Paskaran verstand die Sorgen des Bauern ganz und gar nicht, denn genau das war ja beabsichtigt: Einen Kuhfladen in das Allerheiligste der Göttin zu legen. Lisa machte ihre Sache gut, und nun kann Sri Kamadchi AmpaI, die "Göttin mit dem liebenden Augen", endlich das tun, was sie am Besten kann: Den Menschen Wünsche von den Augen ablesen.