Offener Brief von Flüchtlingen in Deutschland an Angela Merkel

Asylbewerber verurteilen Übergriffe

Offener Brief an Angela Merkel

Stand: 11.01.2016, 12:26 Uhr

Duisburger Flüchtlinge distanzieren sich von den Übergriffen in der Silvesternacht in Köln und Düsseldorf und haben Angela Merkel einen offenen Brief geschrieben. Darin schreiben sie: "Auch für uns ist die Würde des Menschen unantastbar, ob Mann oder Frau". Sie finden klare Worte - aber offenbar Worte, die sie nicht selbst formuliert haben.

Kritik am Schreiben

Der offene Brief wird kritisch gesehen. Initiiert wurde er nämlich vom Duisburger Flüchtlingsrat und nicht von den Flüchtlingen. Die bekamen offenbar einen vorformulierten Brief, dem sie nur noch zustimmen brauchten. Das haben gerade mal vier Asylbewerber getan. Auch der Inhalt des Schreibens war innerhalb des Flüchtlingsrates umstritten und wurde vorab lange diskutiert. Wichtige Frage dabei: Warum müssen Asylbewerber zu Gewalttaten eine Stellung verfassen, obwohl sie diese Taten verabscheuen? Diese Frage bleibt unbeantwortet.

Thema Diebstahl

Menschenmenge am Kölner Hauptbahnhof

Menschenmenge am Kölner Hauptbahnhof

Ein zentraler Punkt neben sexuellen Übergriffen ist der Diebstahl in dem Schreiben. Für die Autoren des offenes Briefes sei selbstverständlich, dass die Gesetze des Aufnahmelandes geachtet werden. Dazu zähle natürlich auch das Diebstahlverbot. Eine Straftat aber auch ein religiöses Vergehen. Als gläubige Menschen befolgten sie die Gebote der Bibel und des Korans. Für praktizierende Muslime gelte zudem das Alkoholverbot. Auch das hätten viele in Köln offenbar missachtet.

Taten aufklären

Die Autoren geben ein klares Signal: Sie bieten in dem Brief ihre Mithilfe an, um die Verbrechen schnellstmöglich aufzuklären. Diese Taten dürften sich nicht wiederholen und die Gastfreundschaft der Deutschen nicht missbraucht werden.

Dankbarkeit

Die Duisburger Asylbewerber betonen, wie dankbar sie sind, dass sie in Deutschland Zuflucht gefunden haben - vor Krieg, Terror, politischer Verfolgung und sexuellen Übergriffen. Sie verurteilen jene Männer, die mutmaßlich genau das getan haben, wovor sie geflüchtet sind.

Offener Brief von Flüchtlingen in Deutschland an die Bundeskanzlerin, Frau Dr. Angela Merkel

Ereignisse in der Silvesternacht in Köln und anderen Städten

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin Dr. Merkel,

wir sind Flüchtlinge in Deutschland, geflohen vor Krieg und Terror, vor Bomben, politischer Verfolgung und sexuellen Übergriffen (z.B. des IS). Viele von uns haben gefährliche Fluchtwege hinter sich. Wir sind froh, endlich in Deutschland Schutz gefunden zu haben und sind dafür dem deutschen Volk und seiner Regierung sehr, sehr dankbar.

Vor diesem Hintergrund sind wir entsetzt über das, was sich in der Silvesternacht in Köln und anderen Städten zugetragen hat. Wir verabscheuen die sexuellen Übergriffe und Diebstahldelikte mutmaßlich durch Migranten und Flüchtlinge und verurteilen sie auf das schärfste. Auch für uns ist die Würde des Menschen unantastbar, ob Mann oder Frau. Auch für uns gilt ein strenges Diebstahlverbot. Auch für uns ist es selbstverständlich, die Gesetze des Aufnahmelandes zu achten.

Viel von uns sind gläubige Muslime und Christen und teilen die unserer Glaubensbrüder und -schwestern in diesem Land. Wir treten dafür ein, die Würde und Ehre von Frauen zu schützen, wie es Koran und Bibel gebieten. Für uns gilt das strenge Diebstahlverbot in Koran und Bibel. Die Muslime unter uns verweisen darüber hinaus auf das strenge Alkoholverbot. Die zehn Gebote der Bibel (2. Mose 20,2-17) haben ihre Entsprechung im Koran Sure 17, 22-39.

Wir verpflichten uns im Rahmen unserer Möglichkeiten mitzuhelfen, dass sich Verbrechen wie die in Köln nicht wiederholen und die Gastfreundschaft der Deutschen missbraucht wird.

Mit freundlicher Hochachtung

Anas A.
Asif
Mohamed A.
Zaher S.

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