Blick von oben auf demonstrierende Mitarbeiter der WestLB

Ungewisse Zukunft für die Mitarbeiter

Die Besten gehen schon

Stand: 26.06.2011, 15:51 Uhr

Als sich der Landtag am Mittwoch (29.06.2011) in einer Aktuellen Stunde mit der Zukunft der WestLB befasste, haben viele Mitarbeiter gespannt die Ohren gespitzt. Andere haben sich längst nach einem neuen Job umgesehen.

Von Robert Franz

Die Reihen der WestLB-Mitarbeiter lichten sich und das, bevor die Zerschlagung offiziell beschlossene Sache ist. Die Konkurrenten der sterbenden Landesbank haben längst damit begonnen, die Mitarbeiter samt Know-how  abzuwerben. Für diejenigen, die der Bank jetzt den Rücken zuwenden, durchaus ein Gewinn. Die neuen Arbeitgeber zahlen für das Wissen der Finanzspezialisten aus Düsseldorf gerne auch ein paar Euro mehr Gehalt. Und den Spezialisten wiederum fällt es nicht schwer, sich von der WestLB zu trennen: endlich wieder in Ruhe arbeiten und nicht länger von Freunden und Nachbarn auf den Arbeitgeber angesprochen werden.

Es verwundert deshalb nicht, wenn die stellvertretende Betriebsratvorsitzende der WestLB, Christiane Kutil-Bleibaum, sich um die jungen Finanzspezialisten keine Sorgen macht. Doch längst nicht allen rund 2.600 Mitarbeitern in Düsseldorf werde es so ergehen, ist sich Kutil-Bleibaum sicher. "Vor allem Quereinsteiger ohne klassische Bankenausbildung werden es schwer haben." Aber auch Bankern wird es nicht leicht fallen, künftig statt multinationalen Konzernen den Metzgerbetrieb um die Ecke in Bankangelegenheiten zu beraten. Wie viele es am Ende sein werden, denen nur noch eine Abfindung gezahlt werden kann, dazu will keiner konkrete Zahlen nennen.

An diesem Montag sollen die Verhandlungen über einen Haustarifvertrag weiter gehen. "Wir befürchten einen erheblichen Personalabbau", sagte Betriebsratschefin Doris Ludwig am Sonntag (26.06.11). Den Arbeitnehmervertretern lägen keine konkreten Zahlen vor. Klar sei nach öffentlichen Aussagen der Eigentümer nur, dass die Sparkassen-Zentralbank etwa 400 Mitarbeiter haben solle. Der Betriebsrat fordert, betriebsbedingte Kündigungen auszuschließen. In den Verhandlungen über einen WestLB-Haustarifvertrag gehe es auch um Abfindungs- und Vorruhestandsmodelle sowie um Qualifizierungen.

Vorsicht bei Zahlenspielen

Auch Ingrid Herden, Sprecherin des Finanzministeriums, ist bei möglichen Zahlenspielen sehr zurückhaltend. Ihre Vorsicht hat Gründe. Seit die Zerschlagung der Landesbank beschlossene Sache zu sein scheint, stellt sich die Frage nach der Zukunft der Mitarbeiter neu. Das sind nicht gerade wenige - weltweit rund 4.700. Nur für 400 von ihnen ist bereits klar, dass sie bei der neuen Verbundbank eine Anstellung finden werden, die als Zentralbank der Sparkassen in NRW fungiert. Welche Mitarbeiter wechseln können, ist laut Betriebsrat nicht entschieden. Auch was aus den anderen Töchtern und Unternehmensteilen der WestLB wird, ist dagegen weitgehend offen. Interessenten gibt es für die Ableger Westimmo und Readybank, die beide zusammen etwa 600 Mitarbeiter haben. Auch einige Geschäftsbereiche der WestLB haben einen guten Namen am Markt.

Nach diesen öffentlichen Rechenspielen blieben mehr als 3.000 Mitarbeiter übrig, die derzeit keine klare Perspektive hätten. Für Ingrid Herden wäre es ein "fatales Signal", diesen Mitarbeitern keine Chancen mehr zu geben. Die Sprecherin von Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) setzt darauf, für möglichst viele Mitarbeiter über Teilverkäufe noch einen neuen Arbeitgeber zu finden. An weiteren Zahlenspielen will sie sich nicht beteiligen.

1.000 Mitarbeiter für die RestLB?

Fest steht: Die Mitarbeiter, für die das Land in den kommenden Monaten keinen neuen Arbeitgeber finden wird, bekommen zunächst einen Platz in der neuen Service- und Portfoliomanagement-Bank (SPM-Bank), die treffend auch RestLB genannt wird. Diese neue Bank, deren Eigentümer das Land sein wird, soll später einmal Dienstleister für die Verbundbank der Sparkassen und die Bad Bank der WestLB werden. Doch für diese Aufgaben werden wohl nicht mehr als circa 1.000 Mitarbeiter gebraucht, so die Spekulationen mehrerer Zeitungen, die das Ministerium nicht bestätigen will. Dann blieben immer noch rund 2.000 Beschäftigte der ehemaligen Landesbank, für die es keine Aufgaben mehr gäbe.

Was von der WestLB übrig bleibt

BankentypStellen für Mitarbeiter
Verbundbank der NRW-SparkassenHier sollen rund 400 Mitarbeiter der WestLB eine neue Arbeit finden. Eigentümer sind die Sparkassen.
Service- und Portfoliomanagement Bank (SPM-Bank)Hier müssten zunächst alle Mitarbeiter der WestLB beschäftigt werden, für die es keinen neuen Arbeitgeber gibt. Später soll die SPM-Bank Dienstleistungen über die Verbundbank übernehmen. Dazu sind etwa 1.000 Beschäftigte nötig. Eigentümer der SPM-Bank wird das Land NRW.
Erste Abwicklungsanstalt (Bad Bank)Einzelne Mitarbeiter der Landesbank werden wahrscheinlich auch zur Bad Bank wechseln, in der die Altlasten der WestLB bereits 2010 ausgelagert wurden.

Goldene Zeiten sind vorbei

Die Lage der Beschäftigten, die ohne neue Aufgabe sein werden, schätzt Holger Schäfer vom Kölner Institut der deutschen Wirtschaft als nicht besonders rosig ein. Die gesamte Branche sei eher vom Stellenabbau geprägt. Daran habe auch die größere Nachfrage nach Bankdienstleistungen nichts ändern können. Grund: Viele Aufgaben im Zahlungsverkehr werden weiter automatisiert. Bundesweit gebe es derzeit etwa 5.500 arbeitslose Bankmitarbeiter. "Die goldenen Zeiten für die Bankfachleute sind vorbei." Dennoch sieht Schäfer für die Mitarbeiter der WestLB Möglichkeiten, der Arbeitslosigkeit zu entkommen. Er rät dazu in andere Branchen zu wechseln, wo die Qualitäten der Finanzspezialisten ebenso gebraucht würden. Und da sehe es auch am Standort Düsseldorf sehr gut aus. Eine Einschätzung, die auch WestLB-Betriebsrätin Kutil-Bleibaum teilt. Sie hat bereits beim letzten Stellenabbau der Landesbank bemerkt, dass viele Exkollegen in der Industrie einen neuen Job gefunden haben. Vielleicht glückt dies ein zweites Mal.