Bergungsarbeiten an der Unglücksstelle

Einsturz des Kölner Stadtarchivs

Staatsanwalt ermittelt gegen 89 Beschuldigte

Stand: 20.01.2014, 11:12 Uhr

Fast fünf Jahre nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs hat die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen 89 Verantwortliche der Baufirmen und Verkehrsbetriebe eingeleitet. Mitarbeiter der Stadt Köln sind nicht betroffen.

Die Staatsanwaltschaft Köln hat wegen des Archiveinsturzes ein Ermittlungsverfahren gegen 89 Beschuldigte eingeleitet. Der Vorwurf lautet fahrlässige Tötung in zwei Fällen, fahrlässige Körperverletzung und Baugefährdung, wie die Staatsanwaltschaft am Montag (20.01.2014) mitteilte. Bereits am Wochenende waren Meldungen zu den Ermittlungen kursiert, welche die Anklagebehörde aber nicht bestätigen wollte. Es gilt als sicher, dass der Einsturz durch den U-Bahn-Bau ausgelöst worden ist.

Bauunternehmen und KVB betroffen

Bei den Beschuldigten handele es sich um Personen, die bei der Planung, der Ausführung und der Leitung des Bauvorhabens in verantwortlicher Position maßgeblich mitgewirkt hätten, hieß es in der Mitteilung. Die Ermittlungen richten sich jetzt sowohl gegen verantwortliche Personen der Baufirmen, ihrer Fachplaner und Subunternehmer als auch gegen verantwortliche Mitarbeiter der Bauherrin KVB. Namen nannte die Staatsanwaltschaft aber nicht. Gegen Mitarbeiter der Stadt Köln gebe es keinen entsprechenden Anfangsverdacht.

"Die Zahl der Beschuldigten erklärt sich zunächst durch den Umstand, dass sich die Prüfung des Anfangsverdachts auf alle denkbaren Schadensszenarien erstrecken musste", teilte die Staatsanwaltschaft weiter mit. Schließlich handele es sich um ein Großprojekt mit entsprechend vielen Baubeteiligten und langer Projektgeschichte. Wer am Ende angeklagt wird, müssen die Ermittlungen erst noch ergeben. Dazu will die Staatsanwaltschaft das abschließende Ergebnis der Untersuchungen der Einsturzstelle und ein in Auftrag gegebenes Sachverständigengutachten abwarten.

Ende der Verjährungsfrist drohte

Am 3. März jährt sich der Einsturz zum fünften Mal. Hätte die Staatsanwaltschaft bis zu diesem Datum keine Verdächtigen benannt, wären die Taten verjährt. Die Staatsanwaltschaft betonte, dass die Einleitung des Ermittlungsverfahrens allein der drohenden Verstreichung der Verjährungsfrist geschuldet sei. Bei der Verdachtsprüfung gehe es "um eine vorläufige, rein kriminalistische Bewertung des Sachverhalts".

Bisher hatten sich die Ermittlungen gegen unbekannt gerichtet. Als Ursache für das Unglück, bei dem zwei Menschen getötet wurden, gelten Probleme bei einer Baustelle einer neuen Kölner U-Bahn-Linie. Experten vermuten in der Außenwand der U-Bahn-Grube ein Loch, das eine der Hauptursachen für den Einsturz des Stadtarchivs gewesen sein soll. Der Schaden wird auf eine Milliarde Euro geschätzt.