U-Bahnbaustelle der Wehrhahn-Linie in Düsseldorf

Gefälschte Protokolle entdeckt

Bau-Pfusch auch bei Düsseldorfer U-Bahn

Stand: 23.02.2010, 19:12 Uhr

Fehlen auch bei der neuen Düsseldorfer U-Bahn-Trasse notwendige Baumaterialien? Bei einer Prüfung entdeckten externe Sachverständige gefälschte Protokolle. Der zuständige Baukonzern Bilfinger Berger bestätigte die Unregelmäßigkeiten.

Wie Baudezernent Gregor Bonin am Dienstagnachmittag (23.02.2010) im Düsseldorfer Rathaus mitteilte, seien die fehlerhaften Protokolle bei der Auswertung der Akten entdeckt worden. Nach den Querelen um den Kölner U-Bahn-Bau hatte die Düsseldorfer Stadtverwaltung zusätzliche externe Prüfingenieure für die neue "Wehrhahn-Linie" eingeschaltet. In den 413 vorliegenden Messprotokollen zu den Schlitzwänden wurden laut Bonin 27 Auffälligkeiten festgestellt.

Drei Schriftstücke seien bereits als Fälschung enttarnt, die anderen stehen unter Verdacht, manipuliert zu sein. Die Änderungen seien offenkundig von denselben Arbeitern vorgenommen worden, die auch für die Schlampereien am Kölner U-Bahn-Bau verantwortlich seien, sagte Bonin. "Hier ist kriminelle Energie im Spiel", kommentierte er die Vorgänge. Die Stadt Düsseldorf habe bereits Strafanzeige erstattet. Die Kosten für etwaige Nachbesserungen und zeitliche Verzögerungen infolge des Pfuschs werde der für die Bauarbeiten verantwortliche Konzern Bilfinger Berger tragen.

Verantwortlich sollen dieselben Mitarbeiter wie in Köln sein

Dort hatte ein Sprecher am Dienstag (23.02.2010) bereits eingeräumt, dass es zu Unregelmäßigkeiten bei den Vorarbeiten zum Bau der Düsseldorfer U-Bahn-Linie gekommen sein könnte. Bei sechs von insgesamt 500 Schlitzwänden könne es möglich sein, dass notwendige Baumaterialien nicht im vorgeschriebenen Umfang eingebaut worden seien. Die verantwortlichen Mitarbeiter seien bereits im Zuge der Vorfälle beim Bau der Kölner U-Bahn freigestellt worden. Die Standsicherheit des Düsseldorfer Bauprojekts sei aber "jederzeit in vollem Umfang gewährleistet", teilte der Mannheimer Konzern weiter mit.

Großprojekte der letzten 40 Jahre werden überprüft

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Auch Baudezernent Bonin versicherte, es bestehe keine Gefahr, weil die Arbeiten noch am Anfang stehen. Den Grund benannte Referent Michael Klöckner: Momentan hätten die Schlitzwände keine Bedeutung, weil die Gruben noch voller Erde seien. Erst bei der Freilegung im Zuge der Fertigstellung der Bahnhöfe würden die Wände belastet. Damit werde in etwa einem halben Jahr begonnen. Bereits am Montag (01.03.2010) startet hingegen die Tunnelbohrmaschine.

OB Elbers kündigt "Offenheit und Transparenz" an

Der Düsseldorfer Oberbürgermeister Dirk Elbers (CDU) kündigte "volle Offenheit und Transparenz" bei der Aufdeckung der Unregelmäßigkeiten beim U-Bahn-Bau an. "Hier wird nichts beschwichtigt oder verharmlost", wird er in einer Mitteilung der Stadt zitiert. Ein unabhängiger Gutachter solle die Baukontrolle überprüfen. Auch die Düsseldorfer Bezirksregierung kündigte weitreichende Überprüfungen der Baustellen an. Zusätzlich forderte sie alle Städte, in denen während der vergangenen 40 Jahre U-Bahn-Trassen errichtet wurden, auf, eine Beteiligung von Bilfinger Berger zu melden. Betroffen sind möglicherweise Strecken in Bielefeld, Dortmund, Mülheim, Oberhausen, Duisburg, Krefeld, Bochum, Gelsenkirchen und Witten, sagte ein Sprecher.