Johannes Rau-ein bewegtes Leben

Johannes Rau wurde am 16. Januar 1931 in Wuppertal-Barmen als drittes von fünf Kindern geboren. Sein Leben in Bildern und Tondokumenten.

Johannes Rau wird am 16. Januar 1931 in Wuppertal-Barmen als drittes von fünf Kindern geboren. Seine Eltern sind der Kaufmann und Prediger Ewald Rau und die Hausfrau Helene (geborene Hartmann). Raus erster Berufswunsch war Pastor.

Nach dem Krieg macht Rau eine Lehre als Verlagsbuchhändler in Wuppertal und besucht die Buchhändlerschule in Köln. Schon in dieser Zeit engagiert er sich politisch und wird journalistisch tätig.

Aus Protest gegen die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik tritt Rau Ende 1952 in die "Gesamtdeutsche Volkspartei" (GVP) ein - und wird dort Orts- und Kreisvorsitzender von Wuppertal.

1957 tritt Rau in die SPD ein, wird ein Jahr danach schon in den nordrhein-westfälischen Landtag gewählt. Zehn Jahre später, 1968, ist er Mitglied im SPD-Bundesvorstand. Rau bleibt aber auch lokal aktiv, wird 1969 Oberbürgermeister von Wuppertal. Ein Jahr später ruft ihn Ministerpräsident Heinz Kühn (SPD) in sein Kabinett.

Als Wissenschaftsminister gründet Rau unter anderem fünf Gesamthochschulen sowie die Fernuniversität Hagen. Aufsehen erregt 1972 ein Konflikt mit Joseph Beuys: Rau entlässt den Kunstprofessor, nachdem Beuys mit einer Besetzungsaktion gegen den Numerus Clausus für Kunststudenten protestiert hatte.

1977 wird Rau auf einem SPD-Parteitag in Duisburg zum neuen Vorsitzenden der NRW-SPD gewählt. Mit 158 zu 155 Stimmen kann er sich im zweiten Wahlgang gegen seinen Mitbewerber Friedhelm Farthmann durchsetzen.

Ein Jahr später, am 20. September 1978, tritt Heinz Kühn aus gesundheitlichen Gründen vom Amt des Ministerpräsidenten zurück. Der Landtag wählt daraufhin Johannes Rau zum neuen Regierungschef.

Zwei Jahre später holt Rau bei der Landtagswahl die absolute Mehrheit. Bis 1995 wird die SPD schließlich alleine regieren können, Rau wird 20 Jahre als Landesvater das Land prägen wie kein anderer Regierungchef.

1982 heiratet Johannes Rau Christina Delius, eine Enkelin des früheren Bundespräsidenten Gustav Heinemann. Aus der Ehe mit Christina Rau gehen drei Kinder hervor: Anna Christina (1983, im Bild), Philipp Immanuel (1985) und Laura Helene (1986).

Zur Bundestagswahl 1987 wird Rau Kanzlerkandidat. Er tritt damit als Herausforder gegen den Kanzler Helmut Kohl (CDU) an - und scheitert. Die SPD erreicht bei der Wahl 37 Prozent, CDU/CSU kommen auf 44,3 Prozent. Rau bleibt als Ministerpräsident in Düsseldorf.

Erholung sucht und findet Rau regelmäßig auf Spiekeroog. Die Nordseeinsel ist jahrzentelang das Urlaubsziel der Familie Rau. Hier haben Christina und Johannes Rau auch ihre kirchliche Hochzeit gefeiert und ihre Kinder taufen lassen.

Eine ungeplante Auszeit muss sich Rau 1992 nehmen. Weil bei ihm ein bösartiger Nierentumor diagnostiziert wird, muss Rau die Amtsgeschäfte ruhen lassen. Ihm wird eine Niere entfernt. Erst nach vier Monaten kann Rau in die Düsseldorfer Staatskanzlei zurückkehren. 1994 wird Rau Kandidat der SPD für das Amt des Bundespräsidenten, unterliegt aber dem Kandidaten der CDU, Roman Herzog.

1995 ist es vorbei mit der absoluten Mehrheit der SPD im Düsseldorfer Landtag. Die SPD kommt nur auf 46 Prozent und muss sich einen Partner zum Regieren suchen. Die FDP scheidet aus, denn sie hat es nicht in den Landtag geschafft. Also nehmen Rau und SPD-Fraktionschef Klaus Matthiesen (rechts) Koalitionsgespräche mit den Grünen auf.

Nach schwierigen Verhandlungen unter anderem zum Braunkohletagebau Garzweiler II ist die erste rot-grüne Regierung in NRW schließlich perfekt. Johannes Rau kann sich im Juli 1995 zum fünften Mal in Folge vom Landtag zum Ministerpräsidenten wählen lassen.

Nach der von Gerhard Schröder erneut gewonnenen Niedersachsenwahl wird dieser Kanzlerkandidat. Es herrscht eine Aufbruchstimmung in der SPD, die den Sozialdemokraten helfen soll, im Herbst das Kanzleramt zu erobern. Auf Drängen innerparteilicher Kritiker wie Friedhelm Farthmann und Wolfgang Clement zieht Johannes Rau sich aus der Landespolitik zurück. Im Landtag nimmt er nach 40 Jahren Mitgliedschaft bewegt Abschied.

Raus Nachfolger in der Düsseldorfer Staatskanzlei wird der bisherige NRW-Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (rechts). Neuer SPD-Landesvorsitzender wird Franz Müntefering. Im gleichen Jahr wird Rau zum zweiten Mal nach 1994 Kandidat der SPD für das Amt des Bundespräsidenten.

Im zweiten Anlauf gelingt es dann: Am 23. Mai 1999 wird Johannes Rau von der Bundesversammlung zum achten Bundespräsidenten gewählt. Er wird damit zwar Hausherr im Schloss Bellevue, wohnt aber in der ursprünglich für den Bundestagspräsidenten vorgesehenen Dienstvilla.

Am 16. Februar 2000 hält Rau als erster deutscher Bundespräsident eine Rede in deutscher Sprache vor der Knesset, dem israelischen Parlament. Darin entschuldigt er sich für die Verfolgung der Juden unter den Nationalsozialisten.

Rau unternimmt 76 Auslandsreisen als Staatsoberhaupt. In Wellington wird er von einem neuseeländischen Maori vom Stamm der Te Atiawa mit dem traditionellen Hongi Gruß, einem Nasenreiben, begrüßt.

Die Tradition des Nasenreibens schafft es aber nicht ins politische Berlin, wie hier beim Besuch der britischen Königin Elizabeth II.

Im Mai 2004 hält Rau seine letzte "Berliner Rede", eine Tradition, die sein Amtsvorgänger Roman Herzog begründet hatte. Raus Rede trägt den Titel "Vertrauen in Deutschland - Eine Ermutigung". Ein Jahr zuvor hatte er angekündigt, für eine zweite Amtszeit als Bundespräsident nicht mehr kandidieren zu wollen.

Am 24. Mai 2004 lädt Rau noch einmal Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und das gesamte Bundeskabinett zum Essen ein, ehe er am 29. Juni aus dem Amt scheidet. Noch im selben Jahr muss er sich einer Herzoperation unterziehen.

An den Feierlichkeiten zu seinem 75. Geburtstag im Januar 2006 kann er krankheitsbedingt bereits nicht mehr teilnehmen. Am 27. Januar 2006 stirbt Johannes Rau in Berlin.

Die Stadt Wuppertal ehrt den berühmten Sohn der Stadt, ehemaligen Oberbürgermeister und Ehrenbürger mit der Umbenennung des Rathausvorplatzes in "Johannes-Rau-Platz".

Stand: 29.08.2014, 16:09 Uhr

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1 Kommentar

  • 1 Holger Birker 19.06.2019, 14:48 Uhr

    Die Bilder passen nicht zu den Unterschriften. Auch sind Bilder dabei die nicht Rau zeigen.