Das Unvermeidliche

Kommentar zum Aus für Opel-Bochum

Stand: 10.12.2012, 16:52 Uhr

Das Aus für das Opelwerk in Bochum war absehbar. Überraschend ist nur, dass das Ende erst jetzt kommt. Der Erfolg hat viele Väter – sagt man – der Misserfolg – siehe Opel, siehe Bochum - ebenfalls.

Natürlich hat das Management der Opel-Mutter General Motors hochgradig versagt, nicht jahre- sondern jahrzehntelang. Das war keine Unternehmensführung, die sich an Kunden, Märkten und Mitarbeitern orientierte. Das war, fast durchgängig, Durchregieren aus Detroit. Was für die USA richtig ist, musste auch für Europa und den Rest der Welt passen. Geklappt hat das natürlich nicht. Nicht einmal in den USA, wo General Motors zeitweise Pleite war.

Eine Viertelmillion Fahrzeuge jährlich

Als Opel 1962 das Werk in Bochum eröffnete – 20.000 Beschäftigte damals, Produktionskapazität eine Viertelmillion Fahrzeuge jährlich – war die Marke mit dem Blitz auf der Erfolgsspur: fortschrittliche Technik, gute Qualität, feste Kundenbindung – alles stimmte. Und der in Bochum gebaute Kadett avancierte schnell zum besten Fahrzeug seiner Klasse. Doch das ist lange her. Seitdem ging es abwärts.

Sicher: Praktisch alle Hersteller von Massen-PKW in Europa haben Probleme: Peugeot-Citroen, FIAT, Renault, Ford. Der angestammte europäische Markt schrumpft. Die Ausdehnung auf die boomenden Märkte in Asien, Amerika und Russland wurde verschlafen, oder – wie im Fall Opel – einer anderen Konzernmarke übertragen. Erfolgreich Autos bauen können in Europa zur Zeit nur die Nobelhersteller BMW, Mercedes und Porsche sowie Volkswagen, insbesondere wegen der qualitativ und technisch exzellenten Marken VW und Audi.

Weitere Autowerke in Europa werden schließen müssen

Dies und die viel zu hohen Produktionskapazitäten strangulieren alle Massenhersteller, die alle auch schon Fabriken haben schließen müssen – zuletzt Ford unter anderem im belgischen Genk. Dass es Opel, nach der Krise von 2008 und nach dem Aus für das Werk in Antwerpen jetzt noch einmal heftig trifft, war deshalb absehbar. Auch, dass Bochum dicht machen muss, ein altes Werk mit einem auslaufenden Modell, nicht so unverzichtbar wie Rüsselsheim, nicht so neu wie Eisenach, nicht so billig wie Glivice. Genauso wie absehbar ist, dass noch weitere Autowerke in Europa schließen müssen – auch welche von General Motors und seinem neuen Partner, dem ebenfalls schwer angeschlagenen Peugeot Citroen Konzern.

Allerdings trifft Bochum dieses Zusammenwirken von schlechtem Management und Marktveränderung besonders hart, weil schon zum zweiten Mal. Das Opelwerk auf dem Gelände einer ehemaligen Zeche wie auch die später angesiedelte Fertigung von Nokia-Telefonen sollten eigentlich ein Fanal für den Strukturwandel sein. Daraus geworden ist das Gegenteil.

Besonders ungerecht: Die Großen, die dies verantworten müssen, haben ihr Schäfchen längst im Trockenen. Die kleinen Leute – die Bürger und künftigen Ex-Mitarbeiter - zahlen wieder einmal die Zeche.