Montage Schranke vor einem Banner mit der Aufschrift 50 Jahre Opel  vor dem  Werk  in Bochum

Wegen Sicherheitsbedenken

Opel-Jubiläumsfeier abgesagt

Stand: 13.12.2012, 20:31 Uhr

50 Jahre Opel-Produktion in Bochum - das wäre eigentlich ein guter Grund zum Feiern. Doch vor dem Hintergrund der drohenden Schließung des Bochumer Opel-Werks 2016 hat die Werksleitung die Jubiläumsfeier am Samstag abgesagt. Es gebe Sicherheitsbedenken. Die Mitarbeiter reagierten verärgert.

Bochums Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz (SPD) bedauerte die Absage der für Samstag (15.12.2012) geplanten Feier im Opel-Werk der Stadt. Das sei "sehr schade", sagte Scholz dem WDR. Das Treffen hätte zu einem Ausdruck der Solidarität werden können. Am Montag (11.12.2012) hatte das Unternehmen bekannt gegeben, dass die Autoproduktion in Bochum 2016 eingestellt wird. Die Werksleitung geht nun davon aus, dass zu der Veranstaltung sehr viel mehr als die ursprünglich anvisierten 15.000 Besucher kommen könnten. Auf einen größeren Ansturm sei aber das Sicherheitskonzept nicht zugeschnitten.

Betriebsrat: "Unternehmensleitung hatte Angst"

Der Betriebsrat kritisierte, der Autohersteller nutze die Aufrufe von Splittergruppen zu Störungen und Provokationen als Vorwand für die Absage. "Natürlich hätten Tausende Besucher an diesem Tag auch ihre Solidarität mit dem Bochumer Opel-Werk und den Beschäftigten gezeigt. Davor hatte die Unternehmensleitung Angst", erklärte der Betriebsrat. Die Beschäftigten wollen dennoch ein Zeichen setzen: Sie planen nun eine eigene Großveranstaltung, um gegen das angekündigte Ende der Automobilproduktion in der Ruhrgebietsstadt zu protestieren.

"Das ist armselig"

Unterdessen unterstrich der Betriebsrat erneut: "Das Bochumer Werk muss bleiben." Die Belegschaft hatte bei dem geplanten Familienfest am Samstag eigentlich zeigen wollen, wie wichtig das Bochumer Werk für die Region ist. "Die Enttäuschung über das Verhalten von Opel ist groß", beklagte die Arbeitnehmervertretung. Die Stadt habe Nachbesserungen am Sicherheitskonzept für die Feier verlangt: "Daraufhin hat Opel abgesagt". Die Absage zeige die "absolute Hilflosigkeit der Opel-Führung", so Betriebsratschef Rainer Einenkel. "Das ist armselig." Die Konzernleitung habe offenbar Angst davor, dass bei dem Fest auf dem Werksgelände tausende Besucher ein Zeichen der Solidarität setzen würden.

Forderung nach Arbeitsplatzgarantien

Opel hatte am Montag angekündigt, dass nach 2016 in Bochum keine Autos mehr produziert werden. Die Entscheidung begründete Interims-Chef Thomas Sedran mit dem dramatisch geschrumpften Automarkt in Westeuropa und den hohen Überkapazitäten in der gesamten Branche. Gewerkschaft und Betriebsrat forderten daraufhin Arbeitsplatzgarantien für die übrigen Standorte von mindestens vier Jahren. "Wir erwarten den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen deutlich über 2016 hinaus und damit einhergehend belastbare und verlässliche Garantien für Beschäftigung", hieß es in einer von der Opel-Tarifkommission verbreiteten Erklärung. Als "vertrauensbildenden Schritt" solle der Opel-Vorstand den Beschluss zur Einstellung der Produktion von leichten und umweltfreundlichen Getrieben in Bochum zurücknehmen.

Management in der Kritik

Garrelt Duin spricht im Landtag in Düsseldorf

Mit scharfer Kritik an der Konzernführung hatte der Düsseldorfer Landtag am Donnerstag auf das angekündigte Aus für die Bochumer Opel-Produktion reagiert. Alle Fraktionen zeigten sich bei einer Aktuellen Stunde solidarisch mit den Opel-Beschäftigten. Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) forderte Opel und den US-Mutterkonzern General Motors auf, auf betriebsbedingte Kündigungen in Bochum zu verzichten. "Es darf keine Entlassung in die Arbeitslosigkeit geben", sagte er. CDU-Parteichef Armin Laschet warf Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) Versagen vor. In Gesprächen mit dem Konzern habe sie für die Bundesländer mit Opel-Standorten die Koordinierung übernommen - und nun sei ausgerechnet NRW das getroffene Land. Kraft wiederum nannte es "unwürdig", dass Laschet versuche, die vier Standorte gegeneinander auszuspielen. Sie habe auch niemals den Eindruck erweckt, sie könne die seit langem bekannten massiven Probleme lösen, sondern habe stets auf die Grenzen des politischen Handelns hingewiesen.

Der aus Bochum stammende SPD-Abgeordnete Thomas Eiskirch warf der Opel-Führung und dem Mutterkonzern eine Reihe von Managementfehlern vor. Dazu zählten die Abschottung von wichtigen Absatzmärkten und die ständigen Personalwechsel an der Firmenspitze. "So plant man keine Zukunft, so plant man das Ende eines Unternehmens", sagte Eiskirch. Der FDP-Wirtschaftsexperte Dietmar Brockes warf GM eine "Angststrategie" vor, die Opel erheblich geschadet habe.