Dach einer Kirche mit Kreuz

Neue Missbrauchsvorwürfe gegen Priester

Was wusste Papst Benedikt XVI.?

Stand: 25.03.2010, 14:31 Uhr

Einem suspendierten Priester aus Bad Tölz, der wegen sexuellen Missbrauchs vorbestraft ist, werden auch Taten in Bottrop vorgeworfen. Er war 1980 von Essen ins Erzbistum München umgezogen.

Diesem Umzug hatte der damalige Münchener Erzbischof Joseph Ratzinger zugestimmt. Die erneuten Vorwürfe gegen den Priester bestätigte am Donnerstag (25.03.2010) das Bistum Essen. Danach soll der Tatverdächtige zwei Kinder während seiner Zeit in der Bottroper St.Cyriakus-Gemeinde missbraucht haben. Bis 1978 war der damalige Kaplan in der Bottroper Gemeinde tätig. Nach Angaben des Bistumssprechers Ulrich Lota sind die Vorfälle nicht aktenkundig und erst jetzt bekannt geworden.

Weiterer Vorwurf noch nicht verjährt

Erst am Mittwoch (24.03.2010) war eine weitere mutmaßliche Tat des Kurseelsorgers im bayerischen Garzing/Alz bekannt geworden. Der Fall soll sich 1998 ereignet haben und ist noch nicht verjährt. Darum hat der Missbrauchsbeauftragte der Erzdiözese den Fall an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet.

Umzug fällt in Ratzingers Zeit als Erzbischof

Der Beschuldigte, der bis vor kurzem noch als Kur- und Tourismusseelsorger in Bad Tölz tätig war, ist in der Zwischenzeit von seinem Amt suspendiert worden. Er war in den 1970er Jahren im Bistum Essen tätig gewesen. Nach Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs wechselte er 1980 in das Erzbistum München, dem damals Joseph Ratzinger vorstand, der heutige Papst Benedikt XVI. Der Geistliche fiel im Erzbistum München und Freising erneut mit sexuellen Übergriffen gegen Schutzbefohlene auf und wurde zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. 1986/87 wurde er in einem Altenheim und danach wieder in einer Gemeinde eingesetzt.

Joseph Ratzinger hatte dem Umzug des Priesters von Essen nach München 1980 zugestimmt. Nach Angaben des Vatikan und des Erzbistums sei Ratzinger aber nicht intensiver mit dem Fall beschäftigt gewesen.