Prozess um Jesuitenschule

Klage gegen Aloisius-Kolleg abgelehnt

Stand: 26.09.2012, 17:06 Uhr

Sie waren Schüler des Aloisius-Kollegs und wurden nach eigenen Angaben misshandelt. Doch mit ihrer Klage, die Schule zu schließen, sind sie am Mittwoch (26.09.2012) vor dem Verwaltungsgericht gescheitert - obwohl sie neue schwere Vorwürfe ins Feld geführt haben.

Von Markus Rinke

Im Bonner Aloisiuskolleg soll es seit den 1950er Jahren immer wieder zu Missbrauchsfällen gekommen sein. Sieben ehemalige Schüler, die von Patres und Mitarbeitern des Aloisiuskollegs mutmaßlich misshandelt wurden, klagten auf Schließung der Jesuitenschule vor dem Kölner Verwaltungsgericht. Das Verwaltungsgericht lehnte das jedoch ab. Die Kläger seien nicht klagebefugt, stellte der Vorsitzende Richter des Kölner Verwaltungsgerichts klar. Denn laut Schulgesetz sei die Frage der Schließung nur eine Entscheidung der Bezirksregierung gegenüber der Schule. Damit war die Verhandlung beendet, bevor sie überhaupt richtig begonnen hat.

Die Bezirksregierung Köln sieht sich damit bestätigt. Eine Sprecherin betonte aber gleichzeitig, dass die Bezirksregierung allen aktuellen Hinweisen nachgehen und die erforderlichen Dinge tun werde, falls Zweifel an der Zuverlässigkeit des Schulträgers entstünden.

Auch ein Stück Vergangenheitsbewältigung

Die Kläger hatten sich aufwändig vorbereitet. Sie hatten sogar Schauspieler engagiert, die verkleidet auf die mutmaßlichen Missstände am Jesuitengymnasium vor dem Gebäude des Kölner Verwaltungsgerichts aufmerksam machten. Doch auch nach der abgewiesenen Klage wollen die Kläger aber noch nicht aufgeben. Anwalt Sehr will bis vor den Europäischen Gerichtshof ziehen, damit das Aloisiuskolleg geschlossen wird. Für die Kläger ist das einerseits ein Stück Vergangenheitsbewältigung. Es gehe ihnen aber vor allem um die aktuelle Lage, so Sehr: „Die Klage bezieht sich auf die Schüler, die jetzt da sind." Denn es sollen, so der Vorwurf des Anwalts, am Kolleg noch immer Mitarbeiter sein, die in der Vergangenheit nicht mit Eifer an der Aufklärung beteiligt waren. Die Leitung des Aloisiuskollegs äußerte sich nicht zu den Vorwürfen.

Gutachten: 58 Missbrauchsfälle in Bonn

Obwohl es auch früher schon Hinweise gab, sorgten erst 2010 die Fälle am Aloisiuskolleg und an anderen Schulen für einen großen Skandal. In einem Abschlussbericht einer unabhängige Untersuchungskommission der Kölner Professorin Julia Zinsmeister sind 58 Fälle allein in Bonn aufgeführt. Doch die Zahl sei äußerst unvollständig, so die Autorin des Berichts. Die nachgewiesenen Fälle waren strafrechtlich nicht mehr zu ahnden, die beschuldigten Patres inzwischen verstorben. Die Opfer haben keine Entschädigung erhalten, das Aloisiuskolleg hatte aber als „symbolisches Zeichen“ jedem 5.000 Euro angeboten.