Der Dortmunder U-Turm im März 2008

Kunst und Medien in alter Union-Brauerei

Leuchtendes Wahrzeichen im Wandel

Stand: 21.06.2008, 06:00 Uhr

Je ein überdimensionales "U" pro Himmelsrichtung hat er. Der Turm der früheren Union-Brauerei gilt als Dortmunder Wahrzeichen. 2010 soll er Zentrum für Kunst und Kreativität sein - mit der größten Attraktion unter dem Dach.

Von Sandra Fomferek

Das Prunkstück lugt durch ein Gerüst hervor: Das denkmalgeschützte Brauereigebäude, auf dessen Dach das goldene "U" prangt, ist so etwas wie der Kölner Dom von Dortmund. Kein Wunder also, dass die Dortmunder sich Gedanken machen, was der Umbau zum Kreativwirtschaftszentrum für ihr Wahrzeichen bedeutet. Ideen und Meinungen zum U-Turm fängt die Londoner Künstlergruppe "Hive Networks" am Baugelände noch bis Sonntag (29.06.08) per interaktivem Radiosender ein. Die Stimmen der Bürger, die sich bisher per Handy eingebracht haben, reichen von albern über nachdenklich bis hin zu hoffnungsvoll.

Das "U" als Orientierungspunkt

"Das U soll ein offenes Haus werden, damit die Menschen es mit ihren Ideen füllen können", wünscht sich ein Besucher. "Gott sei Dank ist es kein B", bemerkt ein anderer. Manche geraten regelrecht ins Schwärmen: "Das U gehört zu Dortmund, schon immer und das soll auch so bleiben." "Als ich das erste Mal in Dortmund ankam, dachte ich, es wäre eine U-Bahn -Haltestelle", gesteht einer: "Inzwischen kann ich es mir nicht mehr wegdenken. Es ist ein leuchtendes Wahrzeichen, woran ich mich in den Anfangzeiten auch nachts orientieren konnte."

Ausstellungen, Konzerte und Unternehmen

Architekturskizze des Dortmunder U-Turms

Umbaupläne des Architekturbüros Gerber

Mit Medien, Kunst und Musik hofft die Stadt auf eine Strahlkraft des U-Turms weit über die Region hinaus. Als "Leuchtturmprojekt" zur Kulturhauptstadt 2010 sollen auf den sieben Etagen des Brauerei-Gebäudes unter anderem das neue Institut für Bewegtbildmedien des bekannten Dortmunder Filmemachers Adolf Winkelmann und eine Filiale des renommierten Ars Electronica Centers aus Linz ein Zuhause finden. Das Museum am Ostwall wird mit seiner modernen Kunst in das 4. und 5. Geschoss ziehen. Auf dem 80.000 Quadratmeter großen Areal drumherum sollen künftig ein Medienberufskolleg, ein Besucherzentrum und Gastronomie für Leben sorgen.

Das vergrößerte Freizeitzentrum West - besser bekannt als FZW - lockt zudem im Neubau mit Parties und Konzerten. "Man müsste schon blind sein, um die Bedeutung dieser Räume nicht zu sehen", findet Inke Arns. Sie ist künstlerische Leiterin vom Hartware MedienKunstVerein (HMKV), der die "Street Radio"-Aktion als Bestandteil einer Ausstellung initiiert hat. Auch der Verein wird sein jetziges Quartier gegen eine Etage im U-Turm tauschen.

Wandel durch Kultur

Die inhaltlichen Schwerpunkte des neuen Quartiers seien bewusst gewählt, um sich vom Designzentrum der Essener Zeche Zollverein abzugrenzen, erklärt Kulturdezernent Jörg Stüdemann. Der Umbau stehe für einen "Imagetransfer": Künstlerische Projektionen an den Gebäudeseiten sollen schon von weitem zeigen, wie sich das Ruhrgebiet verändert hat. Kohle und Stahl, das war einmal. Der Kulturhauptstadt-Slogan heißt nicht umsonst: "Wandel durch Kultur".

Dieter Gorny, Leiter für Kreativwirtschaft bei der Ruhr 2010, sieht wirtschaftliches Potenzial für Dortmund in den Bereichen Medien und Musik. "Da gibt es ungehobene Schätze", sagt er. Gleichzeitig attestiert er der Region aber ein mangelndes Selbstbewusstsein. "Ich halte das Ruhrgebiet für konkurrenzfähig, wenn es sich selbst begreift. Auch in Berlin wird schließlich nur mit Wasser gekocht."

Größte Attraktion unter dem Dach

"Generation U" nennt Kulturdezernent Stüdemann die kreative Szene, die - wenn es nach ihm ginge - das junge Quartier im U-Turm prägen soll. Die könne es in Berlin jedenfalls nicht geben. Aber auch Besucher aus der Hauptstadt können künftig unter dem goldenen Buchstaben Kaffee schlürfen und den Blick genießen: Die oberste Etage des Turms soll für alle offen sein. "Das ist die Attraktion überhaupt", sagt Stüdemann. "Ich wünsche mir, dass jeder Dortmunder, der Gäste hat, sagt 'Da fahren wir mal hoch, ich zeig dir meine Stadt'", sagt HMKV -Leiterin Arns. Eben ein bisschen wie beim Kölner Dom.