Rhein-Herne-Kanal in Oberhausen

Ruhr 2010-Projekt "Kulturkanal" startet

Die Künstlerin und der Kapitän

Stand: 19.03.2010, 13:54 Uhr

Eine Wasserstraße wird zum Kunstobjekt. Um den Rhein-Herne-Kanal dreht sich das Ruhr 2010-Projekt "Kulturkanal", das am 20. März 2010 startet. WDR.de sprach mit der Künstlerin Billie Erlenkamp und dem Kapitän Klaus Krah an Bord des "MS Lirich".

WDR.de: "Zehn fahren mit" heißt die Aktion zum Start des "Kulturkanals". Was passiert da?

Billie Erlenkamp: Im Bewusstsein der Menschen bestehen der Rhein-Herne-Kanal und sein Umfeld aus großen Dingen - aus Brücken und Kränen, aus Industrie und Industriekultur wie dem Gasometer in Oberhausen. Mir geht es um einen anderen Blickwinkel, um die persönlichen Geschichten rund um den Kanal. Deshalb fahren wir mit einem Schiff von Duisburg bis Datteln den gesamten Kanal entlang, und in jeder der zehn Anrainerstädte steigt ein Mensch aus der jeweiligen Stadt zu, der eine besondere Beziehung zum Kanal hat.

WDR.de: Was sind das für Menschen?

Billie Erlenkamp: Die zehn "Kulturkanal-Botschafter" kommen aus ganz verschiedenen Bereichen. Eine Fotografin aus Herne fährt zum Beispiel mit, ein Rudersportler aus Castrop-Rauxel und ein Historiker aus Recklinghausen. In Oberhausen steigt der Autor und Künstler Michael Dilly zu. Aus Duisburg ist Klaus Krah dabei. Er ist der Schiffsführer des "MS Lirich". So heißt das Schiff, mit dem wir die Tour machen.

WDR.de: Die "Lirich" ist nicht gerade ein Ausflugsschiff. Was machen Sie hier, wenn Sie nicht als Kulturkanal-Botschafter unterwegs sind?

Klaus Krah: Ich halte den Kanal in Ordnung. Dazu gehört zum Beispiel, die Schleusen zu warten und zu reparieren, große Gegenstände wie Autos oder Motorräder zu bergen und bei Havarien zu helfen. Seit 1974 arbeite ich beim Wasser- und Schifffahrtsamt Duisburg. Die Aufgaben sind vergleichbar mit dem, was eine Autobahnmeisterei macht.

WDR.de: Was verbindet Sie noch mit dem Rhein-Herne-Kanal?

Klaus Krah: Ganz in der Nähe bin ich aufgewachsen, habe als Kind immer hier gespielt. Auch heute wohne ich noch nah am Kanal.

Billie Erlenkamp: Ich bin auch direkt am Kanal groß geworden, in Oberhausen-Lirich - das Schiff ist nach diesem Stadtteil benannt. In meiner künstlerischen Arbeit hat der Kanal auch immer eine wichtige Rolle eingenommen, ich habe hier schon viele Projekte gemacht.

WDR.de: Wie hat sich der Kanal verändert in den letzten Jahren?

Klaus Krah: Früher war er richtig schmal, ich kenne den Kanal noch aus der Zeit, wo er nicht ausgebaut war. Die Spundwände gibt es erst seit den siebziger Jahren.

Billie Erlenkamp: Hier hat sich ganz viel verändert, insbesondere auch in Richtung Kunst und Kultur. Der Gasometer war früher ein Gasspeicher und ist heute ein Kulturtempel. Oder die Zeche "Unser Fritz", die in Herne direkt am Kanal liegt. Heute ist es eine Künstlerzeche mit Ateliers und Ausstellungsräumen. Am Rhein-Herne-Kanal sieht man sehr verdichtet die gleichen Veränderungen, die es im gesamten Ruhrgebiet gibt.

Klaus Krah: Immer mehr Leute nutzen den Kanal in ihrer Freizeit, viele gehen im Sommer hier schwimmen, es gibt zahlreiche Rudervereine. Und die ehemaligen Zechenhäfen sind heute reine Yachthäfen.

WDR.de: Ist die Veränderung des Kanals auch ein Thema bei Ihrer Kunstaktion "Zehn fahren mit"?

Billie Erlenkamp: Ja, die Kulturkanal-Botschafter werden von ihrer persönlichen Verbindung zum Kanal berichten und wie sie den Wandel wahrnehmen. Manche erzählen Anekdoten, manche bringen Fotos mit. Ich halte all diese Geschichten in einem Film fest. Morgens um acht geht es los, von Datteln fahren wir abends zurück nach Recklinghausen und sind bei dem großen Kulturkanal-Auftaktfest im Stadthafen dabei.

Das Gespräch führte Barbara Underberg.