Die Kombination von zwei Videoszenen aus einer Überwachungskamera der Bahn vom Hauptbahnhof in Köln zeigt den mutmaßlichen Bombenleger Jihad H. auf einer Rolltreppe (l) und auf einem Bahnsteig mit Koffer

Prozess ging nach fast einem Jahr zu Ende

Lebenslange Haft für "Kofferbomber"

Stand: 09.12.2008, 11:40 Uhr

Im Juli 2006 hätte es in NRW einen Terroranschlag in Regionalzügen geben können. Nur weil zwei Libanesen beim Bau der Bomben ein Irrtum passiert war, kam es nicht dazu. Youssef El-H. wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.

Von David Ohrndorf

Der so genannte Kofferbomber von Köln ist am Dienstag (09.12.2008) zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Düsseldorfer Oberlandesgericht sprach den 24-jährigen Youssef El-H. vielfachen versuchten Mordes schuldig.

Mit der Verhängung der Höchststrafe folgten die Richter der Forderung der Bundesanwaltschaft. Das Gericht befand den Libanesen des versuchten mehrfachen Mordes und der versuchten Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion für schuldig. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass El-H. gemeinsam mit seinem im Libanon gefassten Komplizen Jihad H. im Sommer 2006 am Kölner Hauptbahnhof in Koffern versteckte Sprengsätze in zwei Regionalzügen deponierte.

Verteidigung will Revision

Dass es nicht "zu einem verheerenden Blutbad mit einer Vielzahl von Toten gekommen ist", sei nur einem "Irrtum" beim Bau der Sprengsätze zu verdanken, sagte der Richter. Er teile die Einschätzung der Bundesanwaltschaft, dass Deutschland "einem islamitischen Anschlag nie näher gestanden" habe. Die Verteidigung hingegen hatte auf Freispruch plädiert und bereits vor dem Urteilsspruch angekündigt, Revision vor dem Bundesgerichtshof einlegen zu wollen. Aus Sicht der Anwälte hatten der Verurteilte und sein Komplize keinen Anschlag mit den Kofferbomben beabsichtigt, sondern der deutschen Öffentlichkeit lediglich einen "Denkzettel" wegen der zuvor in einigen Zeitungen abgedruckten dänischen Mohammed-Karikaturen verpassen wollen.

Anleitung aus dem Internet

Knapp ein Jahr und unter großen Sicherheitsvorkehrungen lief der Prozess vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht. Bis auf die Frage, ob Absicht hinter der Tat steckte, waren viele Details weitgehend unstrittig. Youssef El-H. hatte zugegeben, im Sommer 2006 zusammen mit einem Komplizen die Bomben gebaut zu haben. Demnach hatten sie mit Hilfe einer Anleitung aus dem Internet zwei scharfe Zeitzünder aneinander gelötet, diese an Gasflaschen befestigt und schließlich zusammen mit einem Benzin-Gemisch in Rollkoffer gepackt. Später hatten sie die Konstruktion am Kölner Hauptbahnhof in Regionalzügen deponiert. In Dortmund und Koblenz waren die Bomben gefunden und entschärft worden.

Bis zu 15 Meter hohe Feuerbälle

Laut einem Gutachter hätten die Sprengsätze zu sehr starken Explosionen geführt und zahlreiche Menschen in den Tod reißen können. Mit Feuerbällen von bis zu 15 Metern Durchmesser sei zu rechnen gewesen. Allerdings habe ein entscheidendes Detail zur Zündung gefehlt: Sauerstoff. So sahen die Kofferbomben zwar gefährlich aus, hätten aber nicht per Zeitzünder gezündet werden können.

Komplize sitzt in libanesischem Gefängnis

Der Komplize von Youssef El H. sitzt bereits im Libanon im Gefängnis. Er wurde dort zu zwölf Jahren Haft verurteilt. In einem Geständnis hatte er H. als Haupttäter bezeichnet und zugegeben, dass sie die Absicht gehabt hätten zu morden. Das libanesische Gericht hatte H. daraufhin in Abwesenheit zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Youssef El H. behauptete, das Geständnis seines Komplizen im Libanon sei nur durch Folter zustande gekommen.