Polizei stürmt am 21.08.2013 den Schalke-Fanblock

Hartes Vorgehen gegen Schalke Fans

"Völlig unverhältnismäßiger Polizeieinsatz"

Stand: 22.08.2013, 15:57 Uhr

Während des Playoff-Hinspiels zur Champions League zwischen Schalke 04 und PAOK Saloniki gab es Mittwochabend (21.08.2013) Ärger um eine Flagge. Den folgenden Polizeieinsatz kritisiert der Fußball-Bundesligist als "völlig unverhältnismäßig". Die Polizei sprach hingegen von "Volksverhetzung".

Nachdem Schalke-Fans am Mittwochabend in der Nordkurve ein Banner befreundeter Ultras des mazedonischen Clubs Vardar Skopje präsentierten, hätten sich die griechischen Anhänger von PAOK Saloniki provoziert gefühlt, teilte der Verein am Donnerstag (22.08.2013) auf der Vereins-Homepage mit. Eine Polizeisprecherin sieht das wesentlich drastischer. Sie sagte: "Allein das Zeigen der roten Fahne erfüllt den Tatbestand der Volksverhetzung." Die Ultras hingegen erklärten, dass die umstrittene Fahne "schon seit Jahren öfters in unserer Arena hing", es sei ihnen nicht bekannt, "dass es in Deutschland verboten ist, eine mazedonische Fahne aufzuhängen".

Nach dem Zeigen der Flagge haben die griechischen Anhänger laut Polizeiangaben mit einem "Angriff" auf die Nordkurve gedroht. Die Schalker Fans weigerten sich jedoch, das Banner zu entfernen, daraufhin habe sich die Polizei zu dem Einsatz entschieden. In der zweiten Halbzeit stürmte eine Hundertschaft Polizisten den Block, in dem sich hauptsächlich Mitglieder der Ultras Gelsenkirchen aufhielten. Dabei wurden Tränengas und Schlagstöcke eingesetzt.

Polizeieinsatz nicht mit Schalke abgestimmt

"Dieser Einsatz war völlig unverhältnismäßig. Wir können dies absolut nicht gutheißen und bringen dafür nicht das geringste Verständnis auf", so Schalkes Geschäftsführer Peter Peters. "Wir sehen daher dringend Gesprächsbedarf. Dieser Vorfall muss unbedingt aufgearbeitet werden." Der Einsatz sei weder mit dem Klub abgestimmt gewesen, noch wäre er in dem Fall "auch nur ansatzweise" gefordert oder gutgeheißen worden." Im Block der Gäste-Fans seien zudem zuvor Böller und Pyrotechnik gezündet wurden, so die Darstellung der Schalker.

Polizei stürmt am 21.08.2013 den Schalke-Fanblock

"Ein massiver Einsatz von Pfefferspray und Schlagstock" sei notwendig gewesen

Die Gelsenkirchener Polizei hingegen sprach in einer Stellungnahme von einem "unverzichtbaren Einsatz": "Die mehr als 2.000 griechischen Fans drohten mit Block- und Spielfeldsturm sowie Spielabbruch. In einem solchen Fall wäre Leib und Leben zahlreicher, auch unbeteiligter Zuschauer gefährdet geworden." Die Polizei habe den Sicherheitsbeauftragten von Schalke 04 aufgefordert, Maßnahmen zu ergreifen, um das Banner entfernen zu lassen - jedoch ohne Erfolg. Daraufhin sei der Einsatz beschlossen worden. Beim Betreten des Blocks seien die Beamten mit "Schlägen, Tritten, Stichen mit Fahnenstangen, Becherwürfen etc." attackiert worden - "ein massiver Einsatz von Pfefferspray und Schlagstock" sei deshalb notwendig geworden. Anschließend hätten rund 30 Personen mit Augenspülungen versorgt werden müssen.

"Wir sind nicht auf dem Kinderspielplatz, sondern im Fußballstadion"

Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, hat die Kritik am Polizei-Einsatz zurückgewiesen. "Das war verhältnismäßig und rechtmäßig. Wenn es jetzt zu Strafanzeigen gegen Beamte kommen sollte, wird die Justiz sicher zu dem gleichen Ergebnis kommen", sagte Wendt den Dortmunder "Ruhr Nachrichten". "Zum Glück werden Rechtmäßigkeit und Verhältnismäßigkeit von Polizeieinsätzen nicht von Fußballfunktionären beurteilt. Wir sind nicht auf dem Kinderspielplatz, sondern im Fußballstadion", sagte Wendt. Robert Orth, der Innenpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, forderte zu dem Vorfall Aufklärung. Innenminister Jäger solle im nächsten Innenausschuss des Landtags einen umfassenden Bericht zu den Vorfällen vorlegen.

Bereits Probleme am Bahnhof

Bereits bei der Anreise der PAOK-Fans hatte die Polizei eingegriffen. 150 Fans seien nach ihrer Ankunft am Gelsenkirchener Hauptbahnhof auf Pyrotechnik untersucht worden, erklärte die Polizeidirektion Sankt Augustin am Donnerstag. Bei zwei griechischen Staatsangehörigen seien mehrere "Polen-Böller" und Signalfackeln sichergestellt worden. Beide Personen wurden in Gewahrsam genommen. Andere Fans hätten pyrotechnische Gegenstände im Bahnhof entsorgt.

Die Partie endete 1:1. Das Playoff-Rückspiel zum Erreichen der Gruppenphase der Champions League findet am kommenden Dienstag (27.08.2013) in Saloniki statt.

Politischer Hintergrund

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Zwischen Griechenland und dem seit 1991 unabhängigen Mazedonien gibt es besonders wegen des Namens "Mazedonien" Spannungen. Die Griechen befürchten Gebietsansprüche auf ihre gleichnahmige Nordprovinz. Auch um die erste Flagge Mazedoniens wurde gestritten. Sie zeigte die "Sonne von Vergina", ein Symbol, das bei Ausgrabungen gefunden wurde und das Griechenland für sich beansprucht. Seit 1995 hat Mazedonien eine veränderte Flagge. Im Stadion wurde die alte Flagge gezeigt.