Urteile im Kölner Kunstfälscherprozess

Sechs Jahre Haftstrafe für Kunstfälscher

Stand: 27.10.2011, 14:45 Uhr

Im Kölner Kunstfälscherprozess hat das Landgericht gegen die vier Angeklagten mehrjährige Haftstrafen verhängt. Gemeinsam hatten sie Gemälde unter den Namen bedeutender Künstler in den Markt geschleust. Der Drahtzieher, Wolfgang B., erhielt eine Haftstrafe von sechs Jahren.

Das Quartett hatte vor Gericht zugegeben, mehrere Jahre lang gefälschte Meisterwerke der Avantgarde der 1920er- und frühen 1930er-Jahre in den Kunstmarkt geschleust und dafür Millionenbeträge kassiert zu haben. Dank einer Absprache wussten die Angeklagten, zwei Frauen und zwei Männer im Alter zwischen 54 und 67 Jahren, dass ein verhältnismäßig mildes Urteil auf sie zukommt. Für ihre Geständnisse hatte ihnen das Landgericht geringere Strafrahmen zugesagt; sonst hätten ihnen bis zu neun Jahre Haft gedroht.

Vorläufig auf freiem Fuß

Der Vorsitzende Richter Wilhelm Kremer hielt ihnen in seiner Urteilsbegründung am Donnerstag (27.10.2011) auch zugute, dass der Kunstmarkt ihnen den Betrug "verblüffend einfach" gemacht habe. "Ernsthafte Kontrollen haben nicht statt gefunden." Die drei Hauptangeklagten traten ihre Strafe auch nicht sofort an, sondern kamen nach der Urteilsverkündung vorläufig und unter strengen Auflagen auf freien Fuß. Das Ehepaar B. hatte seit seiner Festnahme im August 2010 in Untersuchungshaft gesessen.

Der Hauptangeklagte wollte besser sein als die Meister

Der 60-jährige Hauptangeklagte Wolfgang B. hatte während des Prozesses in seinem Geständnis bestätigt, die Bilder gemalt und die Herkunftsgeschichten von den Großvätern Jägers und Knops, die Kunst gesammelt haben sollen, erfunden zu haben. Dabei erklärte er, er habe die Gemälde noch besser machen wollen als die Meister der Avantgarde. Der Sohn eines Kirchenmalers aus Höxter gestand unter anderem angebliche Gemälde von Expressionisten wie Max Ernst, Max Pechstein und Heinrich Campendonk angefertigt zu haben. "Ich schaffte mir in Gedanken ein Original, ein ungemaltes Bild des jeweiligen Künstlers", sagte B. in seiner Vernehmung.

Selbst Kunstexperten fielen auf die Fälschungen herein

Gefälschtes Bild von Campendonk

Campendonk-Fälschung: "Rotes Bild mit Pferden"

Die übrigen Angeklagten bekamen zwischen zwei und fünf Jahren: Die Frau des Hauptangeklagten und ein weiterer Komplize sind als Verkäufer aufgetreten. Selbst international renommierte Auktionshäuser und namhafte Experten fielen auf die Fälschungen herein. Ein angebliches Campendonk-Gemälde wurde 2006 bei Lempertz in Köln für satte 2,9 Millionen Euro versteigert. Laut Staatsanwaltschaft leisteten sich die Angeklagten mit dem Erlös der Fälschungen einen ausschweifenden Lebensstil. Die ergaunerten Millionen wurden auf Nummerkonten in Andorra und der Schweiz gelagert; knapp eine Million Franken konnten auf einem Schweizer Konto beschlagnahmt werden, einige Millionen sollen in der Finanzkrise verloren gegangen sein.

14 von 55 Fälschungen waren Gegenstand der Anklage

Der Coup gilt als einer der größten Kunstfälscherskandale der deutschen Nachkriegsgeschichte. 55 Werke aus B.'s Werkstatt wurden als Nachahmung identifiziert, Gegenstand der Anklage waren aber lediglich 14 Bilder.

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