Rauchwolke in Krefeld: Betroffene sprechen über ihre Situation

WDR aktuell 25.09.2012 01:41 Min. Verfügbar bis 25.09.2050 WDR

Reportage - Düngemittelfabrik in Flammen

Aufregung, aber keine Panik in Krefeld

Stand: 25.09.2012, 15:00 Uhr

Von Krefeld bis ins Ruhrgebiet zieht sich die riesige Rauchwolke. Eine Düngemittelfabrik ist am Dienstagmorgen (25.09.2012) in Brand geraten. Hunderte Feuerwehrmänner und Polizisten sind noch immer rund um die Fabrik im Einsatz. Die Lage entspannt sich nur langsam.

Von Jenna Günnewig

Die Wolke ist dreckig-gelb und riesig-groß. In Wellen steigt der Rauch von der Lagerhalle der Firma Compo auf. Am Dienstagmorgen (25.09.2012) ist die Halle Drei des Düngemittelherstellers in Flammen aufgegangen. Die Polizei riegelt daraufhin den Krefelder Rheinhafen komplett ab - Blaulicht, Sirenen, Stau auf der A57, Helikopter kreisen am Himmel.

Am Gelände des Düngemittelherstellers dann Absperrgitter und Übertragungswagen. Fotografen und Reporter liefern sich mit den in Blaumännern und gelben Schutzhelmen gekleideten Sicherheitsleuten der Firma einen zähen Kampf, um näher an die brennende Fabrik heranzukommen. Im Hintergrund versuchen drei Feuerwehrmänner auf einem Kran, das Feuer zu löschen. Dafür pumpen sie zigtausende Liter Wasser aus dem Rhein.

Brandursache bislang unbekannt

Feuerwehr löscht Brand in Krefeld

Vor der Absperrung gibt Polizeisprecher Wolfgang Weidner Interviews am Fließband, sogar Radio Donau ruft an - auf dem Fabrikgelände sei die Halle drei bis auf die Grundmauern niedergebrannt. In der Halle waren Fertigprodukte und Rohstoffe um Nährstoffdünger herzustellen. Die Ursache sei noch nicht bekannt. Vier Menschen wurden leicht verletzt.

Der Krefelder Heinz Richards wohnt in der Nachbarschaft und kommt per Fahrrad, um sich die brennende Fabrik aus der Nähe anzuschauen. Wie er die Wolke bemerkt habe, hält er erkennbar für eine dumme Frage: "Wie soll man das Ding denn nicht bemerken?" Macht er sich Sorgen, dass der Rauch giftig sein könnte? Er sei 72 Jahre alt, da habe man keine Angst mehr. Nur um seine Tochter, die nach Duisburg zur Arbeit gefahren sei, mache er sich ein wenig Gedanken. "Aber schauen Sie, die Tauben fliegen schon wieder um das Gebäude, dann ist die Luft dort rein."

"Um neun Minuten nach sieben ging der Anruf ein"

Feuerwehrsprecher Jörg Rosin

Auf der nahegelegenen Feuerwehrwache zwei wurde früh ein Lagezentrum eingerichtet. Feuerwehrsprecher Jörg Rosin malt auf Flipcharts den Ablauf der Geschehnisse auf. "Um neun Minuten nach sieben ging der Anruf ein." Als die Feuerwehr die riesige Wolke am Himmel gesehen habe, wurde sofort Verstärkung angefordert. Insgesamt wurden acht Löschzüge eingesetzt. Dabei ein Feuerlöschboot und sogenannte Atemschutzfahrzeuge. Um 10.20 Uhr meldete der Einsatzleiter vor Ort, den Brand unter Kontrolle zu haben.

Doch auch wenn das Feuer unter Kontrolle ist, wabert der Rauch weiter. Kilometerweit ist die Wolke sichtbar und zieht über Duisburg bis ins Ruhrgebiet. Um 10.36 Uhr musste deswegen der Schiffsverkehr zwischen Düsseldorf-Wittlaer und Rheinberg-Orsoy, um 11.00 Uhr die Duisburger Rheinbrücke, gesperrt werden. "Da geht es um Sichtbehinderung", erklärt Rosin. Durch den Regen sinke der Rauch teilweise nach unten auf den Boden ab.

"Man kann nicht ausschließen, dass die Wolke gefährlich ist"

Blick auf Gelände des Düngemittelherstellers von Feuerwehrwache

Nachdem die Flipcharts voll gezeichnet sind, geht es mit Rosin auf einen hohen Turm auf dem Gelände der Feuerwehrwache. Von hier kann man sowohl die Rauchwolke als auch das Fabrikgelände sehen. Rosin schränkt aber vorsorglich ein: "Das sieht schlimmer aus, als es ist." Chlor und Stickstoff seien zwar in der Wolke drin, das erkenne man an der Farbe, aber laut Messungen des Landesumweltamtes (Lanuv) würde keiner der Grenzwerte überschritten.

Trotzdem hält die Stadt ihre Warnhinweise aufrecht. "Nicht unnötig draußen herumlaufen, Türen und Fenster zulassen, die Klimaanlage ausmachen", erklärt Manuel Kölker in sein Headset einem Journalisten am anderen Ende. Östlich der A 57 blieben die Kitas und Schulen bis 14 Uhr geschlossen, und zwar mit den Kindern drin, erklärt der Sprecher der Stadt Krefeld, nachdem er aufgelegt hat. Man könne nach wie vor nicht ausschließen, dass die Wolke gefährlich ist. Sein Oberbürgermeister, Gregor Kathstede, habe sich am morgen bereits ein Bild vom Unglücksort gemacht. Zurzeit halte die Stadt eine Krisensitzung ab. Die Nachlöscharbeiten können noch Stunden dauern.

Die Stadt Krefeld hat ein Infotelefon geschaltet. Unter (02151) 19700 erhalten Bürger aktuelle Informationen zum Brand. Auch auf der Internetseite der Stadt soll es aktuelle Informationen geben, die Seite war am Morgen wegen des großen Ansturms allerdings zeitweise nicht erreichbar.

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