Die Familie Özdag aus der gleichnamigen Serie

50 Jahre deutsch-türkisches Anwerbeabkommen

Merhaba Deutschland

Stand: 29.10.2011, 09:42 Uhr

50 Jahre ist es her, dass das Anwerbeabkommen zwischen Deutschland und der Türkei in Kraft trat. Seitdem hat sich die Migration weiterentwickelt: Die Lebensweisen sind heute oft grenzüberschreitend.

Vor 50 Jahren wurde das Anwerbeabkommen zwischen Deutschland und der Türkei beschlossen. Der Aufenthalt der ersten türkischen Gastarbeiter, die 1961 nach Deutschland kamen, sollte ursprünglich von begrenzter Dauer sein. "Die Leute sollten hier für zwei Jahre arbeiten und dann zurück in ihr Heimatland. Sie sollten keine Wurzeln schlagen", so Ludger Pries, Soziologieprofessor an der Ruhr-Universität Bochum. Als die Anwerbung von Gastarbeitern 1973 wegen der Wirtschaftskrise gestoppt wurde, ließen sich viele Gastarbeiter nieder und holten später ihre Familien nach.

Pendeln zwischen zwei Ländern

Eine deutsche und eine türkische Fahne wehen vor dem Minarett einer Moschee

Deutsche und türkische Fahnen wehen vor der Merkez-Moschee in Duisburg

Viele von ihnen leben auch heute noch in Deutschland. Andere hätten sich durch jahrzehntelange Arbeit hier soviel Geld angespart, dass sie sich im Alter eine Existenz in der Türkei aufbauen könnten, sagte Pries anlässlich eines Symposiums der Stiftung Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung am 14.09.2011 in Essen. Kinder und Enkelkinder blieben aber häufig in Deutschland, so dass die Familie dann zwischen beiden Ländern pendele. Es komme aber auch vor, dass es Akademiker der zweiten und dritten Generation aus Karrieregründen in die Türkei ziehe. "Gerade in Istanbul kann man ein boomendes Wirtschaftswachstum beobachten", sagte Pries. Deshalb gebe es eine unmittelbare Arbeitswanderung.

Nur wenige wollen den deutschen Pass

Kölner Moschee-Neubau

Blick auf den Kölner Moschee-Neubau im Herbst 2011

Durch Billigflüge, günstige Handytarife und das Internet seien grenzüberschreitende Lebensweisen für viele Migranten zur Normalität geworden. Letztlich habe die Gastarbeitergeschichte zu einer dichter werdenden Netzwerkbeziehung über die Grenzen hinaus geführt. Insgesamt leben in Deutschland rund 2,3 Millionen Menschen mit türkischem Migrationshintergrund, etwa 700.000 von ihnen besitzen die deutsche Staatsangehörigkeit. Obwohl viele Migranten sich sehr eng mit Deutschland verbunden fühlten, hätten nur wenige den deutschen Pass beantragt. "Doppelte Staatsbürgerschaft würde nur juristisch festhalten, was viele Migranten in ihrem Lebensalltag sowieso schon zelebrieren", sagte Pries. Deshalb solle man die Menschen nicht vor die Wahl stellen.