Verluste durch vorzeitigen Atomausstieg?

Gewinne bei RWE schrumpfen

Stand: 09.08.2011, 16:11 Uhr

Bei Deutschlands zweitgrößtem Energieversorger ging der Gewinn im ersten Halbjahr deutlich zurück. Der Konzern führt das auf den vorzeitigen Atomausstieg zurück.

"Die Beschlüsse zur Kernenergie führen zu erheblichen Ergebnisbelastungen", sagte Vorstandschef Jürgen Großmann am Dienstag (09.08.11) in Essen. Der Nettogewinn fiel gegenüber dem gleichen Zeitraum 2010 mit 1,66 Milliarden Euro um knapp 40 Prozent niedriger aus. Der Umsatz blieb mit 27,45 Milliarden Euro stabil. Für 2011 rechnet RWE mit einem stärkeren Ergebnisrückgang als im Februar prognostiziert. Das Nettoergebnis soll gegenüber 2010 um etwa 35 Prozent statt 30 Prozent schrumpfen. Die Rücknahme der Laufzeitverlängerung für Kernkraftwerke werfe RWE aber "nicht aus der Bahn", sagte Großmann.

1,3 Milliarden Euro für Atomausstieg

RWE bezifferte die Kosten des Atomausstiegs für 2011 auf 1,3 Milliarden Euro, von denen in den ersten sechs Monaten bereits 900 Millionen Euro angefallen seien. Kostentreiber seien die Kernbrennstoffsteuer, gegen die RWE inzwischen zwei Klagen eingereicht habe, sowie höhere Rückstellungen für Stilllegung und Rückbau der Kraftwerke, hieß es. RWE musste wegen des Kernenergie-Moratoriums der Bundesregierung bereits sein Atomkraftwerk Biblis vom Netz nehmen und produziert deshalb auch weniger Strom. Auch ging der Gasabsatz wegen der überdurchschnittlich milden Frühjahrswitterung und Kundenabwanderungen im ersten Halbjahr um ein Fünftel zurück. "Das Energiekonzept der Bundesregierung bietet uns aber auch Chancen, die wir nutzen wollen", kündigte Großmann zugleich an. Im Zentrum der Konzernstrategie stünden mehr Effizienz, Modernisierung und Ausbau der Stromerzeugungs-Kapazitäten sowie ein geringerer Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2).

Investitionen auf 2,7 Milliarden Euro aufgestockt

Trotz des Gewinnrückgangs erhöhte RWE im ersten Halbjahr seine Investitionen um acht Prozent auf 2,7 Milliarden Euro. In den kommenden Jahren sollen sie aber zurückgefahren werden. Wichtigste Projekte seien derzeit die Braun- und Steinkohle-Meiler in Neurath, Hamm, Eemshaven (Niederlande) sowie Gaskraftwerke in den Niederlanden, Großbritannien und der Türkei. Mit neuen Windkraftprojekten rüste sich RWE für den Umbau der Energielandschaft. Am Montag hatte der Konzern-Aufsichtsrat die Weichen für die Nachfolge Großmanns an der RWE-Spitze gestellt. Neuer Vorstandschef wird zum 1. Juli 2012 der Niederländer Peter Terium. Er leitet bisher die RWE-Tochter Essent, den seit 2009 zum Konzern gehörenden niederländischen Energieversorger.