Deutscher Herbst 1977

Von Dominik Reinle

Ein RAF-Kommando entführt am 5. September 1977 Arbeitgeber-Präsident Hanns Martin Schleyer. Sechs Wochen lang halten die RAF-Terroristen die Bundesrepublik und das Ausland in Atem. Eine Chronologie in Bildern.

Autowracks

5. September 1977: Das RAF-Kommando "Siegfried Hausner" überfällt die Wagenkolonne von Arbeitgeber-Präsident Hanns Martin Schleyer in Köln-Braunsfeld. Dabei werden die drei Personenschützer und sein Fahrer erschossen. Schleyer wird entführt.

5. September 1977: Das RAF-Kommando "Siegfried Hausner" überfällt die Wagenkolonne von Arbeitgeber-Präsident Hanns Martin Schleyer in Köln-Braunsfeld. Dabei werden die drei Personenschützer und sein Fahrer erschossen. Schleyer wird entführt.

Um Schleyers Fahrzeug-Konvoi zu stoppen, hatten die Terroristen einen Kinderwagen auf die Fahrbahn geschoben.

Am Tatort in der Vincenz-Statz-Straße werden die Spuren gesichert. Die Ermittler rekonstruieren, dass die Täter insgesamt mindestens 119 Schüsse abgegeben haben.

Oppositionsführer Helmut Kohl (CDU) und der stellvertretende CDU-Vorsitzende Werner Dollinger treffen am späten Abend des 6. September 1977 zur Sitzung des Großen Krisenstabs im Bonner Kanzleramt ein.

Der Krisenstab berät über die Forderung der Terroristen, Schleyer gegen elf RAF-Häftlinge auszutauschen. Freikommen sollen unter anderem Andreas Baader ...

... und Gudrun Ensslin.

Das Bundeskabinett tritt am 7. September 1977 unter Vorsitz von Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) zusammen, um neue Maßnahmen zur Verbesserung der inneren Sicherheit zu beschließen.

Als Lebenszeichen von Schleyer schicken die Terroristen ein Foto von ihm an die französische Tageszeitung "Libération", das am 28. September 1977 gedruckt wird. Die Verhandlungen zwischen den Behörden und der RAF ziehen sich hin.

Am 9. Oktober 1977 druckt die französische Tageszeitung "Libération" einen Brief von Schleyer, in dem er die Bundesregierung auffordert, eine Entscheidung zu treffen - nach 31 Tagen Geiselhaft.

Am 13. Oktober 1977 erhöhen die Terroristen den Druck: Die Lufthansa-Maschine "Landshut" wird von dem palästinensischen Kommando "Martyr Halimeh" auf dem Rückflug von Palma de Mallorca nach Frankfurt am Main entführt. Die 91 Geiseln an Bord sollen gegen die elf RAF-Häftlinge ausgetauscht werden. Bei einer Zwischenlandung in Aden (Südjemen) wird Flugkapitän Jürgen Schumann von den Entführern erschossen.

Am 14. Oktober 1977 erhalten die Pariser Abendzeitung "France Soir" und die "Frankfurter Rundschau" ein Polaroid-Foto als weiteres Lebenszeichen Schleyers.

Während der Odysee der "Landshut" über Rom, Zypern, Dubai und Aden verhandelt Staatsminister Hans-Jürgen Wischnewski (SPD) mit den Flugzeugentführern über die Freilassung der Passagiere. Wie hier in Dubai spricht er auch mit den jeweiligen Behörden der angeflogenen Staaten. Die Maschine landet schließlich in Mogadischu (Somalia).

Der Lufthansa-Krisenstab tagt währenddessen unter Leitung des Lufthansa-Vorstandsmitgliedes Werner Utter (zweiter von rechts) auf dem Rhein-Main-Flughafen in Frankfurt.

In der Nacht zum 18. Oktober stürmt die GSG 9 die "Landshut" in Mogadischu und befreit die Passagiere. Drei der Entführer werden dabei getötet. Die einzig überlebende des Terrorkommandos, Souhaila Andrawes, macht, verletzt auf einer Trage liegend, das Siegeszeichen.

Die befreiten Geiseln landen am selben Tag mit der Lufthansa-Maschine "Köln" auf dem Frankfurter Flughafen. Unter ihnen befindet sich Gregorio Canellas, der ehemalige Präsident des Fußballvereins OFC Kickers Offenbach (Mitte, mit Decke).

Viel Prominzenz begrüßt ebenfalls am 18. Oktober 1977 auf dem Köln-Bonner Flughafen die aus Mogadischu zurückgekehrten Geisel-Befreier - allen voran Hans-Jürgen Wischnewski, der sich vor Ort ständig um die Freilassung der Geiseln bemüht hat.

Am Morgen des 18. Oktober 1977 werden in Stuttgart-Stammheim Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe tot aufgefunden. Die Behörden geben als Ursache Selbstmord an. Einen Tag später wird Schleyers Leiche im Kofferraum eines Autos im Elsass gefunden. Die Trauerfeier für ihn findet am 25. Oktober in Stuttgart statt. Dabei sind unter anderem Schleyer-Witwe Waltrude mit Sohn Eberhard und Daimler-Benz-Chef Joachim Zahn.

Beim Staatsakt sitzt Waltrude Schleyer neben Bundeskanzler Schmidt (SPD) und Bundespräsident Walter Scheel (FDP).

Bundeskanzler Helmut Schmidt kondoliert Schleyers Witwe.

Drei Gedenkminuten für Schleyer: Nicht nur bei Daimler-Benz in Stuttgart steht die Produktion still. Hundertausende in Betrieben, Behörden und öffentlichen Verkehrsmitteln folgen dem gemeinsamen Aufruf von Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden.

Stand: 25.03.2007, 11:53 Uhr