Buback, Ponto, Schleyer

Das Terror-Jahr 1977 - eine Chronologie

Stand: 28.04.2007, 00:00 Uhr

Morde, Attentate, Entführungen - 1977 startet die "Rote Armee Fraktion" eine Anschlagserie, die sie selbst als "Offensive 77" bezeichnet. Zu den prominenten Todesopfern gehören Siegfried Buback, Jürgen Ponto und Hanns Martin Schleyer.

Von Dominik Reinle

Fahndungsfoto Brigitte Mohnhaupt 1977

Führt zweite RAF-Generation an: Brigitte Mohnhaupt

8. Februar 1977: Brigitte Mohnhaupt, die seit 1970 bei der RAF ist, wird nach einer mehrjährigen Freiheitsstrafe aus der Haft in der JVA Stuttgart-Stammheim entlassen. Dort hatte sie Kontakt zu den inhaftierten RAF-Gründungsmitgliedern Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe. Die Behörden vermuten, dass die Häftlinge bei diesen Gesprächen weitere Attentate der RAF-Kommandoebene geplant haben. Mohnhaupt wird nach ihrer Entlassung zu einer zentralen Figur der so genannten zweiten RAF-Generation.

Hungerstreik der RAF-Gefangenen

17. März: Baden-Württembergs Justizminister Traugott Bender (CDU) und Innenminister Karl Schiess (CDU) erklären vor der Presse in Stuttgart, dass eine Abhöraktion in Stammheim stattgefunden hat. Dabei wurden Verteidigergespräche mit angeklagten RAF-Mitgliedern illegal abgehört. Bereits am 27. Februar war bekannt geworden, dass der Atomwissenschaftler Klaus Traube wegen Verdachts der Unterstützung terroristischer Gewalttäter ebenfalls von den Behörden abgehört wurde. Traube wird später rehabilitiert.

29. März: Die RAF-Gefangenen beginnen ihren vierten Hungerstreik, der bis zum 30. April dauert. Sie fordern die Abschaffung der Isolationshaft.

Vom Motorrad aus erschossen

Leiche von Siegfried Buback

Getötet: Die zugedeckte Leiche Bubacks

7. April: In der Karlsruher Innenstadt wird Generalbundesanwalt Siegfried Buback in seinem Dienstfahrzeug von einem vorbeifahrenden Motorrad aus erschossen. Dabei werden auch sein Chauffeur und ein Polizist getötet. Zur Tat bekennt sich das RAF-Kommando "Ulrike Meinhof". Aus Sicht der RAF ist Buback hauptverantwortlich für die Haftbedingungen der inhaftierten Genossen, die sie als "Isolationsfolter" bezeichnet. Bald erhärtet sich der Verdacht, dass die RAF-Mitglieder Christian Klar und Brigitte Mohnhaupt hinter dem Attentat stecken könnten.

Urteil im Stammheim-Prozess

Urteil im Stammheim-Prozess

Inhaftiert: Jan-Carl Raspe, Andreas Baader, Gudrun Ensslin

25. April: In der Göttinger AStA-Zeitung erscheint ein "Buback-Nachruf" eines Studenten, der sich "Mescalero" nennt. Trotz "klammheimlicher Freude" über das "Ableben" Bubacks kritisiert er die RAF: "Die Strategie der Liquidierung ist eine Strategie der Herrschenden, warum müssen wir sie kopieren?" Der Text verursacht eine monatelange Diskussion. 47 Hochschullehrer geben ihn zusammen mit gesammelten Reaktionen neu heraus. Bundesjustizminister Hans-Jochen Vogel (SPD) stellt Strafantrag wegen der Nachdrucke.


28. April: Nach knapp zwei Jahren spricht das OLG Stuttgart am 192. Verhandlungstag das Urteil im Stammheim-Prozess. Baader, Ensslin und Raspe werden zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt.

Persönliche Bekanntschaft ausgenutzt

Jürgen Ponto erschossen

Zugang erschlichen: Das Haus des erschossenen Bankiers Ponto

30. Juli: Weil er sich seiner Entführung widersetzt, wird Dresdner-Bank-Chef Jürgen Ponto in seinem Haus in Oberursel ermordet. Klar und Mohnhaupt sollen die tödlichen Schüsse abgegeben haben. Sie haben sich mit Hilfe der Ponto-Bekannten und späteren RAF-Genossin Susanne Albrecht Zugang zum Haus des Bankiers verschafft.


25. August: In Karlsruhe wird in einem Haus eine Raketenwerfer-Anlage, ähnlich einer Stalin-Orgel entdeckt, die auf das Gebäude der Bundesanwaltschaft gerichtet ist. Der Anschlag misslingt, die Zeitautomatik funktioniert nicht - ob aus Absicht oder Versehen ist umstritten. Die RAF-Erklärung spricht von einer "Warnung" angesichts der Situation der RAF-Häftlinge während des fünften Hungerstreiks, der am 8. August begonnen hatte.

>> Fortsetzung im zweiten Teil: 43 Tage Ausnahmezustand