Blick auf Erdmassen vor Braunkohlkraftwerk

Arbeiter waren gewarnt - Keine Verletzten

Großer Erdrutsch im Tagebau Inden

Stand: 19.03.2010, 11:23 Uhr

Im Braunkohlegebiet Inden bei Jülich ist eine riesige Böschung abgerutscht. Verletzt wurde wegen rechtzeitiger Warnung niemand. Solche Ereignisse waren seit der Tagebau-Katastrophe von Nachterstedt 2009 auch in NRW befürchtet worden.

Ein Sprecher der Bergbauaufsicht bestätigte WDR.de am Donnerstag (18.03.2010), dass es bereits am Samstag (13.03.2010) einen Rutsch gegeben habe. Menschen und Geräte seien vorher in Sicherheit gebracht worden. Sensoren im Erdreich hatten zwei Tage zuvor angezeigt, dass "möglicherweise Erdreich in Bewegung kommen kann". Der Bergbaubetreiber, RWE Power, habe rechtzeitig reagiert. Auf einer Länge von hundert Metern seien schätzungsweise 450.000 Kubikmeter Erdreich abgesackt. Zum Vergleich: Ein Schaufelradbagger kann pro Tag 110.000 Kubikmeter bewegen, wie es auf der Internetseite von RWE heißt.

Ein Sprecher von RWE Power sagte der Presse, an der Abbruchstelle hätten zuvor Archäologen gearbeitet. Seit Herbst vergangenen Jahres sei der Abschnitt aufgrund seiner geologischen Formation besonders überwacht worden, sodass der drohende Erdrutsch zeitig vorhergesehen werden konnte.

Bürgermeister: Klassischer Betriebsunfall

Der Bürgermeister der Stadt Inden, Ulrich Schuster, zeigte sich nicht beunruhigt. Nach seinem Wissen habe keine konkrete Gefahr bestanden. Auch nach dem Abrutsch gebe es keine Gefahr für die Arbeiter und für die Ortschaft Inden. Der Ort liege ein bis zwei Kilometer von der Abbruchstelle entfernt. Zudem sei der Rutsch an einer Böschung im Innenbereich des Tagebaus passiert. "Ich wehre mich gegen den automatischen Vergleich mit Nachterstedt", sagte Schuster im Gespräch mit WDR.de. Seiner Ansicht nach handelt es sich um einen "klassischen Betriebsunfall". In Nachterstedt in Sachsen-Anhalt waren im vergangenen Jahr zwei Häuser in die Tiefe gerissen worden. Drei Menschen starben.

Ursache noch unklar

Die Bergbauaufsicht versicherte ebenfalls, dass keine weiteren Gefahren mehr von der Abbruchstelle ausgingen. Jetzt werde geprüft, wie der Bereich in Zukunft gesichert werden könne, sagte ein Sprecher der Bezirksregierung Arnsberg, die für die Bergbauaufsicht zuständig ist. Zudem wird Ursachenforschung betrieben. Das NRW-Wirtschaftsministerium konnte am Donnerstagmorgen noch nichts zur Klärung beitragen. Wie ein Sprecher sagte, wurden die Bergbauaufsicht und der Geologische Dienst eingeschaltet, die den Erdrutsch "lückenlos" aufklären sollen.

Öffentlichkeit informiert?

Der Erdrutsch von Samstag war erst Tage später öffentlich bekannt geworden. Warum, müsse jetzt im Nachgang recherchiert werden, hieß es bei der Bergbauaufsicht. Laut Bürgermeister Schuster, der Mitte dieser Woche aus einem Urlaub zurückkam, sei die Stadt Inden jedoch frühzeitig in Kenntnis gesetzt worden. Das Unternehmen RWE Power erklärte am Donnerstagmittag, die Bergbehörde sei umgehend informiert worden.