Insolvenzverwalter Görg steht vor Mitarbeiter des Arcandor-Konzerns

Experten Piepenburg und Görg sollen Arcandor sanieren

Zwei Männer für schwere Fälle

Stand: 10.06.2009, 15:13 Uhr

Ein Expertenduo am Ruder: Deutschlands bekanntester Insolvenzverwalter Horst Piepenburg und der Wirtschaftsanwalt Klaus Hubert Görg sollen Arcandor sanieren. Ihr erklärtes Ziel ist es, möglichst viele Arbeitsplätze zu retten.

Von Petra Blum

Er gilt als "Papst der Pleiten", "Starsanierer" und Mann für schwere Fälle: Horst Piepenburg, der wohl bekannteste Insolvenzverwalter Deutschlands. An rund 2.000 Insolvenzen war er beteiligt, viele weitere hat seine Kanzlei begleitet. Sein Name ist verbunden mit der Sanierung des Anlagenbauers Babcock Borsig und des Briefdienstleisters Pin Group. Noch am Dienstag (09.06.09), als der Handels- und Touristikkonzern Arcandor das größte Insolvenzverfahren in der Geschichte der Bundesrepublik einleitete, wurde Piepenburg zum Generalbevollmächtigten ernannt. Er soll ein sogenanntes Planinsolvenzverfahren in Eigenverwaltung durchführen, eine bislang eher seltene Variante des deutschen Insolvenzrechts. Der 54-jährige Rechtsanwalt wird in den nächsten Tagen federführend den Insolvenzplan erarbeiten und das operative Geschäft führen. Man könnte auch sagen: Piepenburg wurde zum Chefsanierer ernannt. Noch am Dienstag sagte er, er sehe eine "gute Chance", den Konzern erfolgreich zu sanieren. "Ich übernehme keine aussichtslosen Mandate", fügte er hinzu.

Der lebende Betrieb als Ziel

Mit zahlungsunfähigen Handelsketten hat Piepenburg Erfahrung: Schon bei der Textil- Handelskette Sinn-Leffers, die ehemals aus dem Karstadt-Quelle-Portfolio stammt, führte er eine Planinsolvenz in Eigenverwaltung durch. Vor wenigen Wochen konnte der Insolvenzexperte das Verfahren abschließen: Innerhalb von nur neun Monaten hatte sich Sinn-Leffers zwar von rund der Hälfte seiner Häuser getrennt sowie 1.300 Mitarbeitern und damit einem Drittel der Belegschaft gekündigt. Erhalten werden konnten nach Angaben des Unternehmens durch die Sanierung aber 24 Filialen mit 2.700 Arbeitsplätzen. Piepenburgs Motto: Unternehmen retten, nicht zerschlagen. "Es gibt viele Beispiele, die zeigen, dass man eine Firma in der Insolvenz besser und schneller sanieren kann, als außerhalb einer Insolvenz", sagt der Düsseldorfer Jurist. Für Arcandor betont er: "Mein Ziel ist immer der lebende Betrieb."

Graue Eminenz: Sanierer Klaus Hubert Görg

Bei seiner Mission ist er nicht allein. Ihm zur Seite gestellt ist der Kölner Wirtschaftsanwalt Klaus Hubert Görg in der Funktion des vorläufigen Insolvenzverwalters für die Muttergesellschaft Arcandor AG und für ihre Handelstöchter Karstadt, Primondo und Quelle. Görg ist ebenfalls ein renommierter Experte und unter anderem schon seit Monaten damit beauftragt, als Treuhänder den Nachlass des Merckle-Imperiums zu ordnen. Der eher zurückhaltende Jurist gilt als graue Eminenz in der Szene, der öffentliche Auftritte nicht so liebt wie Piepenburg. Während Beobachter mit der Bestellung Piepenburgs durchaus gerechnet hatten, war die Ernennung Görgs eher eine Überraschung. Der 68-Jährige arbeitete in den vergangenen Jahren nicht mehr als Insolvenzverwalter, wohl aber als Berater in Sanierungsfällen. Aber auch er hat Erfahrung mit dem Thema Planinsolvenz. Gemeinsam mit seinem Kollegen Ottmar Hermann führte er ein solches Verfahren bereits beim Baukonzern Philipp Holzmann durch - die Rettung scheiterte allerdings. Aber auch beispielsweise bei der Pleite des Medienunternehmers Kirch oder Sanierung der Kölner Klöckner-Humboldt-Deutz AG spielte Görg eine Schlüsselrolle.

"Schockstarre auflösen"

Wunder können auch Piepenburg und Görg nicht vollbringen. Doch mit den beiden Fachleuten ist die Marschrichtung vorgegeben: Arcandor soll nach Möglichkeit als Ganzes saniert werden, nicht nur seine Teilsegmente. Piepenburg setzt bei seiner Arbeit klare Prioritäten. Vorrang habe der Erhalt von Arbeitsplätzen, sagte er. Sein Rezept: Dem zahlungsunfähigen Unternehmen erst einmal den Schrecken vor der Insolvenz zu nehmen: "Zu den ersten Aufgaben, die ich in einem neuen Insolvenzunternehmen erledigen muss, gehört es, diese Schockstarre aufzulösen, die mit dem bösen I-Wort bei Mitarbeitern, Lieferanten Kunden und auch beim Management ausgelöst wird", erklärt er.