Wahlplakat der "Alternative für Deutschland"

AfD im Europawahlkampf

Henkel lässt sich im Henkel-Saal feiern

Stand: 06.05.2014, 11:46 Uhr

Die "Alternative für Deutschland" hat laut Umfragen gute Chancen, ins EU-Parlament einzuziehen. NRW-Spitzenkandidat Marcus Pretzell trat am Montagabend (05.05.2014) mit Parteivize Hans-Olaf Henkel in Düsseldorf auf. Auch bei der Kommunalwahl will die AfD punkten.

Von Martin Teigeler

Heimspiel für Hans-Olaf Henkel: Der frühere Chef des Bundesverbands der deutschen Industrie (BDI) betritt am Montagabend (05.05.2014) den Henkel-Saal in der Düsseldorfer Altstadt. Gleich zu Beginn seiner Rede betont der 74-Jährige jedoch, er sei nicht Familienmitglied der Industriellen-Dynastie Henkel. Wie ein Stand-Up-Politiker steht Henkel während seiner mehr als einstündigen Rede mit einem Handmikrofon auf der Bühne des Veranstaltungssaals. Als ihm eine Kellnerin nach knapp einer halben Stunde ein Glas Wasser reichen will, wehrt er ab. "Das brauche ich nicht", sagt Henkel lächelnd. Ein Bier hätte er aber angenommen. Die Menge jubelt.

Rede gegen Griechen und "Altparteien"

Hans-Olaf Henkel

Hans-Olaf Henkel

Hans-Olaf Henkel muss an diesem Abend niemanden überzeugen in Düsseldorf. Gut 200 Anhänger der "Alternative für Deutschland" sind gekommen, um von Henkel zu hören, warum "Europa am Euro scheitert". Der Ex-Industriefunktionär ist mittlerweile Vize-Bundeschef der Anti-Euro-Partei AfD und steht auf dem zweiten Listenplatz für die Europawahl am 25. Mai. In Düsseldorf bekommt Henkel viel Applaus, wenn er über die "Altparteien" herzieht. Der ehemalige Manager geißelt die Euro-Rettungspolitik der Bundesregierung. Er kritisiert hämisch die Haushaltspolitik Griechenlands: "Ich habe nicht gewusst, wie gut die Griechen türken können." Er rügt die "Propaganda" von der angeblichen Erholung Südeuropas. Frenetisch wird der Jubel, als Henkel fordert "Wir gehen!", Deutschland möge den Euro verlassen.

Statisten aus NRW

Vorne im Saalpublikum sitzen der AfD-Landesvorsitzende Hermann Behrendt, der den seit Monaten zerstrittenen Landesverband NRW vorübergehend bis zur Wahl eines neuen Parteichefs im Juni führt, sowie Marcus Pretzell, Rechtsanwalt aus Bielefeld und NRW-Spitzenkandidat der Euro-Gegner. Beide sind nur Statisten in Düsseldorf. Behrendt redet gar nicht. Pretzell hält eine kurze Rede, die eher eine Anmoderation ist für die lange Suada Henkels gegen die Mächtigen in Berlin und Brüssel. Die AfD in NRW setzt in den letzten Wahlkampfwochen ganz auf die prominenten Bundespolitiker der Partei. Pretzell ist fast täglich unterwegs mit Henkel oder dem Bundesvorsitzenden Bernd Lucke.

Männliche "Inländer" sind gekommen

Bemerkenswert ist die Zusammensetzung des Publikums in Düsseldorf. Zu 80 bis 90 Prozent sitzen hier Männer und hören Henkel gebannt zu. Es sind oftmals Anzugträger. Konservativ-bürgerliche Herren. Die wenigen Frauen fallen auf. Fast alle Zuhörer scheinen weiße, deutsche "Inländer" zu sein - nicht gerade ein repräsentativer Querschnitt der Gesellschaft.

Allergisch reagiert die AfD, wenn Beobachter und politische Gegner sie als "rechts" oder "rechtspopulistisch" angreifen. In Düsseldorf ereifert sich Henkel über eine Aussage der saarländischen Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer. Die CDU-Politikerin sieht die Anti-Euro-Partei "hart an der Grenze zur Verfassungsfeindlichkeit". Dieser Vorwurf schlage "dem Fass den Boden aus", schimpft Henkel. Er verlangt eine Intervention von Bundespräsident Joachim Gauck. In einer Mitteilung hatte Henkel zuvor das "massive mediale Kesseltreiben" gegen die AfD beklagt. Überall würden Wahlplakate der AfD zerstört, Veranstaltungen gestört. Mitglieder seien Beleidigungen und Belästigungen ausgesetzt. Einige AfD-Aktivisten seien tätlich angegriffen worden. So stellt sich die AfD besonders gern dar: als Opfer.

"Zweistelliges" Ergebnis angepeilt

Alexander Dilger am Rande einer Vorstandssitzung

AfD-Interims-Landeschef Behrendt (rechts im Bild)

Die AfD hat in Nordrhein-Westfalen nach eigenen Angaben rund 3.500 Mitglieder. Neben der Europawahl ist auch die Kommunalwahl am 25. Mai ein wichtiger Prüfstein für die Partei. Nach dem knappen Scheitern bei der Bundestagswahl 2013 will die Alternative nicht nur ins EU-Parlament einziehen, sondern auch in möglichst vielen Kommunalparlamenten vertreten sein. In allen 54 Städten und Kreisen sei die AfD mit eigenständigen Parteigliederungen vertreten, sagte unlängst Interims-Landeschef Behrendt. In 80 Prozent der Städte und Kreise stellten sich 1.135 Kandidaten der AfD zur Wahl. Behrendt träumt bereits von einem "zweistelligen" Ergebnis am 25. Mai. Falls dies so kommt, dürfte ein solches Ergebnis die politische Landschaft in NRW verändern. Und für die anderen Parteien in den Stadträten würde sich die Frage stellen, ob und wie sie mit der AfD zusammenarbeiten wollen.

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